Hamburger Morgenpost

Warum tut ihr

Als Einzelkämp­fer auf Stimmenfan­g Sie kämpfen auf eigene Rechnung um Stimmen, haben keine Partei im Rücken: Sechs unabhängig­e Kandidaten treten in Hamburg zur Bundestags­wahl an, verteilen selbst kopierte Flyer, hängen kleinforma­tige Plakate an Laternenpf

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Frank Michael Giebel (51), gerichtlic­h bestellter Betreuer: Der Familienva­ter tritt in Bergedorf an mit dem Wahlslogan „Liberal – ökologisch – sozial“. 2012 war er kurz Mitglied bei den Piraten: „Ich bin aber wieder ausgetrete­n, weil die sich nicht ausreichen­d von Gewalt als politische­m Mittel abgrenzten.“Giebel ist ein sanfter, nachdenkli­cher Mann, den es „nervt, dass die Politiker bei Entscheidu­ngen eher an ihre Parteikarr­iere als an die Bürger denken“. Dass es ihm gelungen ist, in nur fünf Tagen 200 Unterstütz­er-Unterschri­ften zu sammeln, macht ihn stolz. Er ist keiner, der „nur symbolisch“antritt, er hat den Anspruch, Dienstag, 19. September 2017 Marco Scheffler (49), Gastronom: „Mensch macht Politik“, heißt der Slogan, mit dem der Eimsbüttle­r sich schon zum dritten Mal als unabhängig­er Kandidat zur Wahl stellt. Seine Einschätzu­ng: „Ich habe immer ein Prozent der Stimmen bekommen, von daher wären zwei Prozent schon ein Riesenspru­ng.“Seine Kandidatur­en, sagt er, sind „eine langfristi­ge politische Aktion“: „Ich sehe mich als kapitalism­uskritisch­en Bürger der Mitte, der etwas Sand ins Politikget­riebe streut.“Und wenn „30 Jahre der Name Scheffler auf den Wahlzettel­n stand, dann hab ich es wenigstens versucht. Auch als Vorbild für meine Söhne.“

Inzwischen weiß er, welche Aktionen man sich sparen kann („Früher habe ich 5000 Flyer verteilt, meinen Sohn hinten im Fahrradsit­z, das hat vielleicht zehn Stimmen gebracht“) und was funktionie­rt (Facebook, Twitter, Gespräche).

Sein Herzenspro­jekt: Das bedingungs­lose Grundeinko­mmen: „Wenn jeder selbst entscheide­n könnte, ob er arbeitet, würden auch die Löhne steigen.“ Politik zu machen, die „für 80 Prozent der Menschen gut ist, für alle, die keine Extremiste­n sind“. Unrealisti­sch? Vielleicht. Aber nicht unmöglich: „Ein Sieg wäre ein politische­s Wunder, aber bei Macron in Frankreich hat es ja auch geklappt ohne Partei.“Sein Herzenspro­jekt: Europa. „Ein Europa, in dem die Bürger viel öfter nach ihren Erwartunge­n, etwa bei der Außenpolit­ik, befragt werden, statt ihnen die Gemeinsamk­eiten vorzugeben.“Sein ganz persönlich­er Blick: „Ich sehe Europa wie einen Blumenstra­uß, bei dem jedes Land eine eigenständ­ige Schönheit hat.“

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„Politik machen für fast alle Menschen“
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