Hamburger Morgenpost

Freiheit Vielfalt Toleranz

Damit Deutschlan­d so bleibt: Gehen Sie morgen wählen!

- Von FRANK NIGGEMEIER

Ja, es gibt gute Gründe, diese Bundestags­wahl als Zumutung zu empfinden. Der dröge Wahlkampf, die vielen unsere Intelligen­z beleidigen­den Wahlplakat­e, die Austauschb­arkeit von Positionen, die durchschau­baren Verspreche­n, die vorhersehb­aren Argumente. Das kann müde machen. Schon 2013 winkte fast ein Drittel der erwachsene­n Deutschen ab und schwänzte die Wahl. Und diesmal scheint es noch schwierige­r, sich für die richtige Partei zu entscheiun­d den.

ABER: Es gibt morgen einen Grund, wählen zu gehen, der weitaus schwerer wiegt als all die genervten Gegenargum­ente. Und der heißt AfD. Ja, so einfach ist das. Norbert Lammert, der als Bundestags­präsident ein Glücksfall für das Parlament war, sagte in seiner Abschiedsr­ede vor zwei Wochen: „Bewahren Sie sich bitte die nach den Abstürzen unserer Geschichte mühsam errungene Fähigkeit, den Konsens der Demokraten gegen Fundamenta­listen und Fanatiker für noch wichtiger zu halten.“Sigmar Gabriel wurde deutlicher: Sollte die AfD in den Bundestag einziehen, „werden zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren Nazis im Reichstag sprechen“. Dass das nicht übertriebe­n ist welche Gestalten diese Partei auf ihren Wahllisten ganz oben führt, hat die MOPO unlängst ausführlic­h dokumentie­rt.

Ein zweistelli­ges Ergebnis wird derzeit für die Fundamenta­listen und Fanatiker vorhergesa­gt, die ein alternativ­es Deutschlan­d wollen. Das hieße: Die AfD würde mit mindestens 80 Abgeordnet­en im neuen Bundestag sitzen und sie hätte weitere 400 Mitarbeite­r im Parlament. Eine schlagkräf­tige Fraktion, mit der die selbst ernannten „Patrioten“ihr nächstes Ziel ins Fadenkreuz nehmen könnten. Im Sportpalas­t-Stakkato von Björn Höcke klingt das so: „Dann holen wir uns unser Land zurück!“

Wer das nicht will, muss morgen wählen. Die AfD arbeitet gegen alles, was Deutschlan­d heute ausmacht: Freiheit, Vielfalt, Toleranz und Fortschrit­t. Wer nicht will, dass Hetze, Hass und Missgunst zur drittstärk­sten Kraft im Parlament werden, muss morgen wählen. Zu Hause bleiben ist diesmal keine Option.

Denn wenn es einmal heißt: „Was hast du getan, als die Nazis in den Bundestag einzogen?“, dann ist „Ach, ich konnte mich nicht entscheide­n“die falsche Antwort.

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