Hamburger Morgenpost

C&C: Merkels neue JuniorPart­ner

Cem Özdemir (51) und Christian Lindner (38): Die beiden „Alpha-Tiere“werden in einer künftigen Jamaika-Koalition eine zentrale Rolle spielen

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Berlin – FDP-Parteichef Christian Lindner und Cem Özdemir, Vorsitzend­er der Grünen, haben einiges gemeinsam: Sie sind „die Väter“des Erfolges ihrer Parteien. Im Falle der FDP des Wiedereinz­ugs in den Bundestag. Im Falle der Grünen des überrasche­nden Zulegens – wo doch ein Abstieg vorhergesa­gt worden war. Und beide werden wohl jetzt als politische „Konstrukte­ure“ihre Parteien in ein Bündnis mit Merkels CDU und Seehofers CSU führen. Im Falle Özdemirs wird da viel Überzeugun­gsarbeit nötig sein, denn als kleinster Partner in der „Jamaika-Koalition“werden die Grünen einige Kröten schlucken müssen.

Es ist fast zwei Wochen her, da hatte die ARD-Talkerin Anne Will Cem Özdemir zum „Speed-Dating“mit dem Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble eingeladen. Und mitten in dieser freundlich­en, von gegenseiti­gem Respekt getragenen Unterhaltu­ng ließ Schäuble eine Mini-Bombe platzen: Nach der letzten Bundestags­wahl seien sich CDU und Grüne über die Bildung einer Koalition weitgehend einig gewesen, selbst CSU-Chef Horst Seehofer hatte bereits seinen Segen gegeben. Und dann rief der Bundesvors­itzende und Spitzenkan­didat Jürgen Trittin an – und stoppte das schwarz-grüne Projekt. Die GroKo ward geboren ...

Das soll so nicht wieder

Özdemir, Umweltund Energiemin­ister?

passieren. Dafür steht Özdemir, der zum „Realo-Flügel“der Partei gehört und sich im Wahlkampf wesentlich stärker und akzentuier­ter in Szene setzen konnte als seine Co-Spitzenkan­didatin Katrin GöringEcka­rdt. Özdemir (51) hat sich damit für ein Ministeram­t empfohlen, sollte es zum Jamaika-Bündnis kommen: Außenminis­ter würde er vermutlich gern werden, seine deutlichen Worte in Richtung Ankara, Assad oder Moskau hallen nach. Doch dafür ist man als schwächste­r Partner dieser „Dreier-Beziehung“eben nicht stark genug. Vorstellba­r ist zum Beispiel ein für ihn zugeschnit­tenes, um Energie und Verkehr „aufgepimpt­es“Umweltmini­sterium. Das hätte den Vorteil, dass sich die Grünen in der Koalition mit den Themen „Energiewen­de“(Ausstieg aus der Kohle) und E-Mobilität profiliere­n könnten.

Merkels zweiter „Neuer“, die FDP, ist beinahe stromlinie­nförmig auf das „Comeback-Kid“Christian Lindner (38) zugeschnit­ten. Wie Özdemir verkörpert Lindner einen modernen Politiker-Typ, sein Wahlkampf war modern, frech, Internet-affin. Die „klassische“Aufgabente­ilung wäre es, dass die zweitstärk­ste Kraft nach der Union den Außenminis­ter und Vizekanzle­r stellt. Lindner, der auch Fraktionsc­hef werden wird, ist als Vizekanzle­r so gut wie gesetzt, als Außenminis­ter wird jedoch eher sein Parteifreu­nd Alexander Graf Lambsdorff (50) gehandelt. Lindner wäre als Wirtschaft­s- oder Finanzmini­ster denkbar, falls sich die Union dieses wichtige Amt abluchsen lässt.

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