Polizeischutz
Erst gab’s Schampus in der Spelunke, dann kamen Demonstranten
Von MIKE SCHLINK und MARIUS RÖER
Den größten Erfolg ihrer Parteigeschichte feierte die Hamburger AfD, nun ja, recht rustikal – die Wahlparty stieg gestern Abend in „Olita’s Treff “am Stellinger Weg (Eimsbüttel). Statt der glanzvollen Feier gab’s eine Art Sit-in in der Spelunke. Erst geheim, dann unter Polizeischutz. Und als die Demonstranten kamen, ergriffen die Rechtspopulisten die Flucht. Dart-Scheiben, uriger Tresen und 70 AfD-Anhänger, die im Chor rufen: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“Rund 13 Prozent holten die Rechtspopulisten, ziehen damit erstmals in den Bundestag ein – die große Partystimmung wollte zumindest in Hamburg jedoch vorerst nicht aufkommen.
Zum Zeitpunkt der ersten Hochrechnungen hatte sich gerade einmal eine Handvoll Anhänger in der Kneipe versammelt.
Bis zuletzt hielten die Rechtspopulisten den Ort der Wahlparty geheim, nachdem das Hofbräuhaus die AfD vor wenigen Tagen ausgeladen hatte. Und so wurde der bekannte Touristentreff in der City gegen die unscheinbare Kneipe Eimsbüttel eingetauscht.
Wo sonst Stammkunden Bier und Korn trinken, gab’s gestern Sekt und Schampus – unter Protest der Anwohner. „Haut ab, Haut ab!“, skandierten einige, als sich schließlich rumgesprochen hatte, wo Parteichef Bernd Baumann und Co. ihren Erfolg begießen.
Auch zahlreiche Pressevertreter versammelten sich vor der Tür, ihnen wurde der Zugang jedoch verwehrt. Bernd Baumann trat gegen 21 Uhr vor Ort vor die in Kameras, sprach von einem hervorragenden Ergebnis. „Wir haben Großes geleistet“, sagte er. Das sahen linke Demonstranten nicht so. Dutzende versammelten sich spontan am Hachmannplatz in der Innenstadt, um ihrem Frust über das AfD-Ergebnis Luft zu machen. Um 21.30 Uhr bat der Wirt von „Olita’s Treff“schließlich darum, die Veranstaltung zu beenden. Demonstranten in der City hatten dazu aufgerufen, der Kneipe einen Besuch abzustatten. Die AfD-Anhänger flüchteten von ihrer eigenen Wahlparty.
Nur wenige Minuten nachdem das Personal den Laden in Eimsbüttel in Windeseile dichtgemacht hatte, trafen auch schon die ersten Demonstranten ein, etwa 150 Protestler versammelten sich rund um die Kneipe, skandierten: „Ganz Hamburg hasst die AfD!“Die Polizei sperrte die Straße.
Auch in Berlin und Köln protestierten AfD-Gegner. In der Hauptstadt versammelten sich Hunderte vor dem Traffic Club am Alexanderplatz, wo die Rechtspopulisten ihre Wahlparty feierten. Vereinzelt sollen Steine geflogen sein. Auch in Köln zogen AfDGegner durch die Innenstadt.