Reif für Real
Euphoriewelle in Dortmund. Borussia nach 6:1-Gala gegen Gladbach heiß auf Ronaldo und Co.
Borussia Dortmund ist von sich selbst berauscht, die Fans träumen vom ersten Meistertitel seit 2012. Doch nun kommt der größtmögliche Prüfstein.
Curtis Aubameyang hielt den Spielball fest wie einen Schatz. Mit Irokesenschnitt und schwarzer Lederjacke strahlte der fünf Jahre alte Sohn von Pierre-Emerick Aubameyang auf dem Arm seines Vaters, die Fans von Borussia Dortmund sangen dazu euphorisch vom Meistertitel. Sie träumten sogar schon vom Coup gegen Real Madrid.
„Philameyang“, der neue Supersturm aus dem Dreifachtorschützen Aubameyang und dem ebenfalls seit Wochen herausragenden Neuzugang Maximilian Philipp, hat entscheidenden Anteil am Aufstieg zum ernsthaften Titelkandidaten. „Das hätte man sich nicht besser vorstellen können“, schwärmte Weltmeister Mario Götze nach dem 6:1 (3:0) gegen Gladbach. Seine pflichtbewusste Warnung: „Doch wir wissen, dass es gegen Madrid am Dienstag eine Mammutaufgabe wird.“
Dennoch: Die Euphorie ist riesig. Selbst der Twitter-Account der Bundesliga kam gegen Ende nicht mehr mit. Nach dem 6:1 durch Julian Weigl (79.) wurde dort vermeldet, nun sei „das Dutzend voll“. Ganz so schlimm war es dann doch nicht.
Überhaupt wäre es falsch, dem BVB eine rundum glänzende Leistung zu attestieren. Defensive Schwächen waren nicht zu übersehen: Gladbach hatte sieben bis acht Großchancen, die allerdings zumeist kläglich vergeben wurden. „Von Real werden solche Fehler ganz anders bestraft“, mahnte Zorc, vom Titel wollte ohnehin niemand sprechen. Dafür sei es nach sechs von 34 Spielen viel zu früh. „Schreibt doch, was ihr wollt“, sagte Zorc den Journalisten, „das ist ganz, ganz weit weg.“
Doch das Spiel und die Tore von Philipp (28./38.), Aubameyang (45./49./62.) und Weigl erzeugten eine Druckwelle, die sicher auch im fernen München zu spüren war. Noch nie hat eine Mannschaft in der Bundesliga nach sechs Spielen eine Tordifferenz von plus 18 gehabt, der Tormaschine hat bisher kaum ein Gegner etwas entgegenzusetzen.
Der neue Trainer Peter Bosz, stets zurückhaltend, bekundete, es habe „Spaß gemacht“, von der Bank aus zuzuschauen. Die Namen Thomas Tuchel und Ousmane Dembélé beginnen in Dortmund zu verblassen – das ist wohl das beste Anzeichen für eine erfolgreiche Saison.
Wo sich der BVB in Europa einsortieren darf, wird allerdings morgen geklärt.