Die Kathedrale des Puma-Mannes
Der Ex-Sportartikel-Boss Jochen Zeitz und sein spektakuläres Kunst-Museum
Kapstadt – Die Architektur ist atemberaubend. 42 riesige Betonröhren ragen in dem einstigen Getreidesilo in den Himmel. Es gibt neun Stockwerke. Besucher können in zwei röhrenförmigen gläsernen Fahrstühlen vom Atrium hinauf bis ins Obergeschoss fahren oder über eine offene Wendeltreppe aufsteigen.
Es ist ein Kunst-Mekka, das gerade in Kapstadt eröffnet worden ist und bei dem ein Deutscher eine entscheidende Rolle spielt: Jochen Zeitz (54), einst erfolgreicher Puma-Chef und damit reich geworden, der sich heute für NachhaltigkeitsProjekte einsetzt.
Zeitz liebt Afrika, er lebt dort seit fast zwei Jahrzehnten auf einer Farm – und stiftete nun seine private Kunstsammlung für das Museum in Kapstadt. Daher trägt es unter anderem auch seinen Namen, das Museum of Contemporary Art Africa, kurz ZeitzMOCAA genannt. In 80 Galerien werden in dem 32-Millionen-Euro-Projekt fortan Dauer- und Wanderausstellungen zu sehen sein. Künstler aus allen Regionen Afrikas und der Diaspora sollen repräsentiert werden.
Von vielen hat Zeitz vollständige Ausstellungen erworben. Zurzeit sind unter anderem Werke des Südafrikaners William Kentridge, eines der berühmtesten zeitgenössischen Künstler Afrikas, zu sehen. Chef-Kurator Mark Coetzee: „Wir wollen ein Vermächtnis schaffen. Wir wollen afrikanischen Künstlern ermöglichen, an ihrer eigenen Geschichte mitzuschreiben.“Eine Etage ist allein der Kunstbildung gewidmet. Hinzu kommen ein Café mit Dachterrasse. Auch einen Etat für neue Ankäufe stellt Zeitz zur Verfügung. Dabei geht es dem Geschäftsmann darum, die Aussage afrikanischer Künstler des 21. Jahrhunderts abzubilden. Zeitz: „Wir wollen den zeitgenössischen Dialog mitgestalten – sozial, politisch, kulturell und umweltbezogen. Daher laute das Motto „Aus Afrika, für Afrika, von Afrika“. Zu lange sei der Kunstmarkt Afrikas von westlichen Eliten bestimmt worden. Das Museum, das in Kapstadts Renommierviertel „Waterfront“steht, hat der britische Architekt Thomas Heatherwick entworfen. Er ist mit der Rolling Bridge in London berühmt geworden und nennt den Umbau des fast 100 Jahre alten Silos, in dem einst Mais gelagert wurde, „eine der größten Herausforderungen“seiner Karriere. Beim Umbau fand er noch ein paar Maiskörner. Er baute sie mit ein.