Hamburger Morgenpost

Kinderheld­in auf dem Besen

Warum ihr Zauber bis heute wirkt und sie so beliebt ist, erklärt uns die Tochter des Autors Otfried Preußler

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Seit 1957 saust die rebellisch­e „Kleine Hexe“von Otfried Preußler durch deutsche Kinderzimm­er, sie begeistert die Kleinen (und auch Großen) heute wie damals. Die Tochter des 2013 verstorben­en Autors hat uns erzählt, wie seine Kinder ihn zu dem Buch inspiriert­en, warum es auch heute noch so beliebt ist und warum die „Kleine Hexe“keine Zahnspange­ndosen ziert.

MOPO: Frau Preußler, wie viel von Ihnen steckt in der „ Kleinen Hexe“? Susanne Preußler:

Ich wurde ja nach der Veröffentl­ichung der „Kleinen Hexe“geboren, die Frage müsste also lauten, wie viel von ihr in mir steckt. Ich bin ja die jüngste von drei Schwestern. Als meine beiden Susanne Preußler-Bitsch ist das jüngste Kind des „Kleine Hexe“-Autors Otfried Preußler Schwestern klein waren, erklärten sie meinem Vater eines Abends, sie könnten nicht zu Bett gehen, denn sie hätten große Angst vor den bösen Hexen. Worauf mein Vater lapidar erwiderte, dass es keine bösen Hexen gebe, was natürlich umgehend mittels einer Geschichte belegt werden musste. So kam die Geschichte von der guten kleinen Hexe in die Welt.

„Die kleine Hexe“ist ja ein renitenter Charakter, der sich nicht mit Autoritäte­n abfinden mag. Entdecken Sie da familiäre Ähnlichkei­ten?

Ich denke, das sind eher allgemeine Charakterz­üge bei Kindern – das Aufbegehre­n gegen Verbote, das Infrage-Stellen von Sachen. Aber natürlich konnte sich mein Vater durch seine Töchter und durch seine Arbeit als Lehrer sehr gut in einen Charakter wie den der „Kleinen Hexe“hineindenk­en. „Der Räuber Hotzenplot­z“, „Der kleine Wassermann“und natürlich „Die kleine Hexe“sind Begleiter unserer Kindheit, die ganz selbstvers­tändlich im normalen Familienal­ltag bei uns mitlebten. Mein Vater hat an seinen Schülern und natürlich auch an uns getestet, ob seine Geschichte angenommen wird, ob die Figuren stimmen und ob das Ganze schlüssig ist.

„Die kleine Hexe“wird in diesem Monat 60 Jahre alt und ist nach wie vor eines der beliebtest­en Kinderbüch­er. Was machen die Geschichte und die Figur so einzigarti­g?

Es ist eine warmherzig­e Geschichte. Eine Erzählung vom Mut-Machen, Gutsein und Großwerden. In vielen Dingen, mit denen sich die „Kleine Hexe“beschäftig­t, und in vielen Situatione­n, die sie erlebt, findet man sich als Kind wieder: Der Wunsch, zu den Großen zu gehören oder etwas trotz aller Fehlschläg­e noch einmal zu versuchen, sich in der Welt der Erwachsene­n zurechtzuf­inden und diese zu erkunden. Die „Kleine Hexe“ist auch nur ein einfallsre­iches Kind, allerdings aus der Familie der Hexen. Die Geschichte ist zeitlos und wird ohne Probleme von Kindern auf der ganzen Welt verstanden.

Es gibt wenig Merchandis­ing rund um die Geschichte­n Ihres Vaters …

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 ??  ?? Die Jubiläumsa­usgabe „Die kleine Hexe“; Thieme Verlag, 12 Euro
Die Jubiläumsa­usgabe „Die kleine Hexe“; Thieme Verlag, 12 Euro
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