„Ich könnte gern besser Noten lesen“
Interview ABBA-Ikone Benny Andersson hat ein Piano-Album aufgenommen
Mit „Piano“hat Benny Andersson (70), das musikalische Genie hinter ABBA, ein wundervolles Solo-Album aufgenommen. Ganz pure und intime Klavier-Versionen seiner Songs, die er über die Jahrzehnte mit ABBA, seiner heutigen Band Benny Anderssons Orkester oder für die Musicals „Chess“und „Kristina“aufgenommen hat, sind darauf zu hören. Die MOPO sprach mit dem sympathischen Musiker – man muss sich bei Benny Anderssons Antworten das Schmunzeln stets dazudenken.
MOPO: Benny, im Booklet zu Ihrem Album „Piano“ist ein Foto aus den Sechzigern abgedruckt, auf dem Sie sich an ein Auto lehnen und sehr lässig aussehen. Sind Sie eine coole Socke? Benny Andersson:
Das ist mein Lieblingsbild aus jener Zeit, es entstand 1966. Ich war kein großer Rock’n’Roller, aber ich spielte in der heißesten Rockband Schwedens, den Hep Stars. Das war ein großer Spaß.
Sie sind bereits mit 17 das erste Mal Vater geworden, mit 19 kam das zweite Kind. War da noch Platz für Rock’n’Roll?
Es war schwierig, in meinem damaligen Leben gab es nicht viel Stabilität, auch die Beziehung hielt nicht. Heute ist alles gut, meine beiden älteren Kinder mögen mich. Wissen Sie, was das Tolle ist? Damals war ich ein Teenager, als die zur Welt kamen, der Altersunterschied war riesig. Heute ist mein Sohn Peter 53, meine Tochter Helene 51, ich bin 70. Wir sind also praktisch gleichaltrig.
Auf „Piano“haben Sie 21 Ihrer Lieder ganz schlicht und pur am Klavier neu aufgenommen. Was denken Sie, wenn Sie das Album hören?
Dass ich heute besser spiele als in den Siebzigern. Einfach, weil ich jeden Tag übe. Aus mir wird kein Lang Lang mehr, aber stetes Training bringt eindeutig eine Menge. „Piano“ist für mich wie eine Reise durch mein Erwachsenenleben. Die Songs umspannen ja mehrere Jahrzehnte. Und wenn du, so wie hier, den Gesang und die Produktion wegnimmst, dann wird es sehr homogen und es macht keinen Unterschied mehr, ob das nun ein Song von ABBA, ein Stück aus einem unserer Musicals oder eine Nummer meines Benny Andersson Orkester ist. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich so viel Substanz in meiner Musik entdeckte. Ich fing einfach an, ging Song für Song vor. Und es war stimmig. Sie wirken überrascht, wie schön „Piano“klingt. Ja, ich bin erfreut darüber. Selbst wenn ich im Großen und Ganzen immer schon recht zufrieden mit mir war, so darf ich sagen, dass ich diese Aufnahme für sehr gelungen halte.
Stimmt es, dass Sie sich das Klavierspielen selbst beigebracht haben?
Ja. Ich würde mir manchmal wünschen, ich könnte besser Noten lesen oder hätte eine akademische Musikausbildung erfahren, aber ich denke, ich habe mich auch ohne das alles recht wacker geschlagen.
Können Sie uns etwas Neues bezüglich einer möglichen ABBA-Reunion verraten?
Quasi. ABBA wird auf die Bühne zurückkehren, aber wir werden nicht persönlich dabei sein. Wir kommen als Hologramme auf Tour. Wir sind alle vier, Frida, Agnetha, Björn und ich, begeistert von der Sache und haben viel Arbeit darin investiert. Wie kann man sich das rein praktisch vorstellen? Es wird eine Liveshow mit Band, Tänzern, Licht, Bühnendesign, allem Drum und Dran geben, aber wir selbst stehen als Hologramme auf der Bühne. Das ist wirklich Hochtechnologie, wir sind heiß auf diese Geschichte. Menschen treffen auf Maschinen, noch nie wurde ein Konzert auf diese Weise verwirklicht, wir sind richtige Pioniere! Die Idee stammt von Simon Fuller, dem Erfinder der Show „Pop Idol“. Das Interview führte
STEFFEN RÜTH