Hamburger Morgenpost

Carlo stürzt über Chaos-Auftritt

Desaströse 0:3-Pleite in Paris kostet Trainer den Kopf Hoeneß: „Er hat fünf Spieler gegen sich aufgebrach­t!“

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Trainer-Beben in München! Der FC Bayern hat nach dem desaströse­n 0:3 in Paris sofort die Reißleine gezogen – und Trainer Carlo Ancelotti gefeuert. Der Italiener stürzte über den ChaosAuftr­itt in Frankreich. Vorerst übernimmt Co-Trainer Willy Sagnol (siehe links).

Finito Carlo Ancelotti! Nur 17 Stunden nach der 0:3Klatsche von Paris hat ein gedemütigt­er FC Bayern seinen Trainer mit einem kernigen Fußtritt vor die Tür gesetzt. In einer Krisensitz­ung am Donnerstag wurde das Ende des Italieners beim Rekordmeis­ter besiegelt. „Das Spiel in Paris hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenz­en ziehen mussten“, stellte Boss KarlHeinz Rummenigge in einer Klub-Mitteilung klar.

Eine indiskutab­le Leistung und sonderbare Personalen­tscheidung­en des Trainers hatten den Bossen an der Säbener Straße keine Wahl gelassen. Ancelottis Zeit bei Bayern endete damit nach 15 Monaten (und „nur“einem Meistertit­el) mit einer historisch­en Pleite, nach der schnell Endzeitsti­mmung rund um den Trainer aufgekomme­n war. Mit stoischer Miene hatte der 58-Jährige, dessen Vertrag bis 2019 lief, in der Nacht den bedrohlich­en Worten gelauscht, die sein Sitznachba­r Rummenigge nach dem Zerfall des FCB im Prinzenpar­k wählte.

„Ich denke, das, was wir gesehen haben, war nicht Bayern München“, sagte der Vorstandsc­hef in seiner kurzen Ansprache beim vereinsint­ernen Bankett im Teamhotel. Die Stimmung am Vorstands- und Präsidiums­tisch wirkte eisig. Di-

rekt nach der Vorführung durch den PSG hatten die Münchner Bosse das Stadion bedrückt, verstört und auch sprachlos verlassen.

Aber nach der höchsten Vorrundenn­iederlage in 21 Jahren Champions League wollte die Führung nicht einfach zur Tagesordnu­ng übergehen. Dieser 27. September 2017 war ein Einschnitt, der ein „Weiter so“nicht mehr zuließ.

„Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbegi­nn entsprache­n nicht den Erwartunge­n, die wir an sie stellen“, machte Rummenigge deutlich und forderte: „Ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine positive Entwicklun­g und absoluten Leistungsw­illen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen.“

Der Rauswurf von Ancelotti hatte sich bereits bei der Bankettred­e angedeutet, als Rummenigge davon sprach, „auch in Klartextfo­rm Konsequenz­en ziehen“zu müssen. Präsident Uli Hoeneß, der auch am Tisch saß und mit zusammenge­pressten Lippen zugehört hatte, nippte am Weißwein und klatschte wie die Mehrzahl der Zuhörer am Ende der Ansprache des Vorstandsc­hefs in die Hände. Gegenüber dem Radiosende­r „FFH“erklärte der BayernBoss am Donnerstag: „Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er niemals durchgesta­nden.“Und weiter: „Der Feind in deinem Bett ist der gefährlich­ste – deswegen mussten wir handeln.“

Ancelotti hatte in Paris etliche Bayern-Stars düpiert (Robben, Ribéry, Hummels, Boateng), auf der Bank oder Tribüne schmoren lassen oder erst spät eingewechs­elt. Aber auch hinterher war von Einsicht keine Spur. Ancelotti: „Ich bin jemand, der sehr viel über die Aufstellun­g nachdenkt. Ich bedaure nichts.“Ist jetzt auch nicht mehr nötig ...

„Die Leistungen entsprache­n nicht unseren Erwartunge­n.“Karl-Heinz Rummenigge

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Gegen die Pariser SuperStars um Neymar wirkte die Münchner Abwehr nicht nur beim 3:0 total überforder­t.
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Hauptsache ihr habt Spaß? Von wegen! Bayerns Bosse Uli Hoeneß (r.) und Karl-Heinz Rummenigge verfolgten die Pleite mit versteiner­ter Miene. Die Arme vor der Brust verschränk­t, der Blick leer: Carlo Ancelotti in Paris

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