Hamburger Morgenpost

Leichte Misstöne in der Elphi

Hafen City Das Restaurant „The Saffron“wird seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht

- Von NADINE RINKE

Eine Zeit lang blickte die Welt neidisch auf die Elbphilhar­monie: das Gebäude so einmalig, der Klang im Konzertsaa­l so klar, der Ausblick aus dem Hotel so wundervoll ... Dann wurde im Prachtbau Schimmel entdeckt, die ersten Besucher purzelten die Treppe runter – und fürs edle „Westin“-Hotel und sein Restaurant gab’s eher traurige Kritiken. Wieso eigentlich?

Die Architekte­n jedenfalls würde man gerne kräftig schütteln: Statt bodentiefe­r Panoramafe­nster hat das „Saffron“eher Gucklöcher, die Decke hängt vergleichs­weise tief – das hat mehr Frühstücks­saal- als Fünf-SterneChar­me. Mit warmen Erd- und Crèmetönen versuchen die Macher tapfer, dagegen anzukommen. So richtig wohlzufühl­en scheinen sich die Gäste hier aber trotzdem nicht. Um 19 Uhr sind nur vier Tische besetzt.

Wählen kann man um diese Uhrzeit nur die beiden „Konzertmen­üs“(je 55 Euro), sagt der freundlich­e Kellner – „à la carte“gibt’s erst ab 19.30 Uhr. Das hätte man uns ja schon bei der Reservieru­ng sagen können. Na ja, dann nehmen wir eben „Kompositio­n I“(Steinpilzs­uppe, Kalbsfilet, Sellerie-Flan) und „Kompositio­n II“(Entenbrust, Zander, Schokolade­nmousse).

Was dann aus der Küche kommt, ist okay, aber nicht überwältig­end. Die Entenbrust hat erwartungs­gemäß nur kurz Hitze abbekommen, liegt in Scheiben aufgefäche­rt an Pfirsichsc­hnitzen, Mini-Kroketten und Kartoffelp­üreetupfer­n. Die Steinpilzc­remesuppe mit Jakobsmusc­hel ist gut, aber ein bisschen besser nach einem beherzten Griff in eines der Salzpöttch­en, die auf dem Tisch stehen.

Gewürznots­tand auch bei den Hauptspeis­en: Der Fisch wäre langweilig, läge er nicht auf dem farbsatten Rote-Bete-Mus mit seiner feinen Erdigkeit. Beim Kalbsfilet bringt die Kräuterkru­ste nur wenig Mehrwert an Konsistenz und Geschmack, die Risottobäl­lchen dazu sind genauso fade. Kurz haben wir die Idee, dass hier zielgruppe­norientier­t gekocht werden könnte: Der durchschni­ttliche Elphi-Besucher ist ja vielleicht etwas älter und mag’s nicht ganz so würzig?

Die Weinkarte kann sich mit Tropfen bis in den dreistelli­gen Euro-Bereich sehen lassen, und auch bei den Offenen spart man nicht an Pomp: Die Syrah-Grenache-Cuvée (13 Euro/0,2 l) wird aus der Magnum-Flasche eingeschen­kt, der empfohlene Grauburgun­der (11 Euro) funkelt immerhin hübsch im Glas.

Zum Schluss gibt’s einen süßen Flan aus Sellerie und Ziegenkäse sowie eine ordentlich süße Schokolade­nmousse. Geht doch mit der Beherzthei­t! Dennoch: Nachklinge­n tut hier nichts, und das ist schade. Denn an Zubereitun­g, Garzeiten und großem Tamtam gibt es nichts zu mäkeln – vielleicht ist’s einfach die Leidenscha­ft, die fehlt? ➤ „The Saffron“: Platz der Deutschen Einheit 2, Mo-Do/So 17.30-22.30 Uhr, Fr/Sa 17.30- 23 Uhr, Tel. 80 00 10 31 17

Statt bodentiefe­r Panoramafe­nster gibt’s hier eher Gucklöcher.

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Bis 19.30 Uhr werden Elphi-Besuchern hier dreigängig­e „Konzertmen­üs“serviert.

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