Leichte Misstöne in der Elphi
Hafen City Das Restaurant „The Saffron“wird seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht
Eine Zeit lang blickte die Welt neidisch auf die Elbphilharmonie: das Gebäude so einmalig, der Klang im Konzertsaal so klar, der Ausblick aus dem Hotel so wundervoll ... Dann wurde im Prachtbau Schimmel entdeckt, die ersten Besucher purzelten die Treppe runter – und fürs edle „Westin“-Hotel und sein Restaurant gab’s eher traurige Kritiken. Wieso eigentlich?
Die Architekten jedenfalls würde man gerne kräftig schütteln: Statt bodentiefer Panoramafenster hat das „Saffron“eher Gucklöcher, die Decke hängt vergleichsweise tief – das hat mehr Frühstückssaal- als Fünf-SterneCharme. Mit warmen Erd- und Crèmetönen versuchen die Macher tapfer, dagegen anzukommen. So richtig wohlzufühlen scheinen sich die Gäste hier aber trotzdem nicht. Um 19 Uhr sind nur vier Tische besetzt.
Wählen kann man um diese Uhrzeit nur die beiden „Konzertmenüs“(je 55 Euro), sagt der freundliche Kellner – „à la carte“gibt’s erst ab 19.30 Uhr. Das hätte man uns ja schon bei der Reservierung sagen können. Na ja, dann nehmen wir eben „Komposition I“(Steinpilzsuppe, Kalbsfilet, Sellerie-Flan) und „Komposition II“(Entenbrust, Zander, Schokoladenmousse).
Was dann aus der Küche kommt, ist okay, aber nicht überwältigend. Die Entenbrust hat erwartungsgemäß nur kurz Hitze abbekommen, liegt in Scheiben aufgefächert an Pfirsichschnitzen, Mini-Kroketten und Kartoffelpüreetupfern. Die Steinpilzcremesuppe mit Jakobsmuschel ist gut, aber ein bisschen besser nach einem beherzten Griff in eines der Salzpöttchen, die auf dem Tisch stehen.
Gewürznotstand auch bei den Hauptspeisen: Der Fisch wäre langweilig, läge er nicht auf dem farbsatten Rote-Bete-Mus mit seiner feinen Erdigkeit. Beim Kalbsfilet bringt die Kräuterkruste nur wenig Mehrwert an Konsistenz und Geschmack, die Risottobällchen dazu sind genauso fade. Kurz haben wir die Idee, dass hier zielgruppenorientiert gekocht werden könnte: Der durchschnittliche Elphi-Besucher ist ja vielleicht etwas älter und mag’s nicht ganz so würzig?
Die Weinkarte kann sich mit Tropfen bis in den dreistelligen Euro-Bereich sehen lassen, und auch bei den Offenen spart man nicht an Pomp: Die Syrah-Grenache-Cuvée (13 Euro/0,2 l) wird aus der Magnum-Flasche eingeschenkt, der empfohlene Grauburgunder (11 Euro) funkelt immerhin hübsch im Glas.
Zum Schluss gibt’s einen süßen Flan aus Sellerie und Ziegenkäse sowie eine ordentlich süße Schokoladenmousse. Geht doch mit der Beherztheit! Dennoch: Nachklingen tut hier nichts, und das ist schade. Denn an Zubereitung, Garzeiten und großem Tamtam gibt es nichts zu mäkeln – vielleicht ist’s einfach die Leidenschaft, die fehlt? ➤ „The Saffron“: Platz der Deutschen Einheit 2, Mo-Do/So 17.30-22.30 Uhr, Fr/Sa 17.30- 23 Uhr, Tel. 80 00 10 31 17
Statt bodentiefer Panoramafenster gibt’s hier eher Gucklöcher.