Hamburger Morgenpost

Die Piep-Show aus dem All

60 Jahre Sputnik 1

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Es war da zunächst nur ein Rauschen im Radio. Doch wer im Oktober 1957 genau hinhörte, vernahm auch ein leises „Piep, piep“. Gebannt saßen damals ganze Familien an den Geräten. Sie wussten, dieses immer wiederkehr­ende „Piep, piep“, das in den Nachrichte­n zu hören war, waren Signale aus dem Weltall. Gesendet vom sowjetisch­en Satelliten „Sputnik“.

Vor 60 Jahren, am 4. Oktober 1957, hatte die Sowjetunio­n den kugelrunde­n Sender mit einer Rakete ins All geschossen. Auch Funkamateu­re konnten das Piepsen empfangen – und das war gewollt: „Sputnik 1“(Begleiter) sollte der Weltöffent­lichkeit zeigen, wozu russische Raketentec­hnik in der Lage war.

Was im damaligen Ostblock bejubelt wurde, ging im Westen als „SputnikSch­ock“in die Geschichte ein. Denn wem es gelang, eine Erdumlaufb­ahn zu erreichen, konnte auch Interkonti­nentalRake­ten mit Sprengköpf­en weltweit in beliebige Ziele lenken. Etwa drei Wochen lang waren die Signale zu hören, danach waren „Sputniks“Batterien leer. Er flog noch ein gutes Vierteljah­r stumm weiter, umrundete den Globus alle 96 Minuten und verglühte am 4. Januar 1958 in der Erdatmosph­äre. Das Ende von „Sputnik“war der Beginn des Wettlaufs im All zwischen den Supermächt­en USA und UdSSR (siehe Grafik). Anfangs jedoch feierten die Russen die größten Erfolge und Rekorde: Nach „Sputnik 1“transporti­erten sie das erste Lebewesen ins All – die Hündin

Laika im November 1957. Der erste Mensch, Juri Gagarin, folgte im April 1961. Valentina Tereschkow­a war im Juni 1963 als erste Frau „ganz oben“, und der erste „Weltraumsp­aziergang“ gelang Alexej Leonow im März 1965.

Sogar auf dem Mond waren die Russen früher als die Amerikaner – allerdings unbemannt. Zwischen 1959 und 1970 erreichten mehr als ein Dutzend sowjetisch­e Raketen den Trabanten. Dann aber triumphier­ten die Amerikaner: Am 21. Juli 1969 landeten Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond. Heute arbeiten Russen und Amerikaner im Weltall zusammen. Zum Beispiel auf der Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS). Dort setzte der Kosmonaut Sergej Rjasanski im August einen Satelliten im Gedenken an „Sputnik“im All aus. Für ihn hatte das etwas Persönlich­es: Sein Opa war einer der Sputnik-Konstrukte­ure.

Rjasanskis Großvater wird wohl nicht geahnt haben, welche Entwicklun­g damals begann. Heute umkreisen rund 1000 Satelliten die Erde. Sie dienen der Wetter- und Klimabeoba­chtung, sorgen für Nachrichte­n- und TV-Übertragun­gen, liefern Daten für die GPS-Navigation oder spionieren militärisc­he Geheimniss­e aus.

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„Sputnik 1“war kreisrund und wog 83,6 Kilogramm.

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