Hamburger Morgenpost

Das Geständnis des Erpressers

Exzentrisc­her Einzelgäng­er vergiftete Babynahrun­g

-

Konstanz – Er hatte in Friedrichs­hafen Babynahrun­g in Gläschen mit Ethylengly­kol vergiftet. Er hatte gedroht, das wieder zu tun, und mindestens zehn Millionen Euro gefordert. Zwei Tage lang hielt er nicht nur die Bodensee-Region in Atem. Seit Freitag sitzt der Erpresser in Haft und hat ein Geständnis abgelegt. Doch es bleiben Fragen. Eine davon: Warum hat er das getan?

Der 53 Jahre alte Mann habe in Kauf genommen, dass Menschen ernsthaft zu Schaden kommen, so Uwe Stürmer, stellvertr­etender Konstanzer Polizeiprä­sident. Denn er hatte die vergiftete Babynahrun­g in die Regale gestellt, bevor er seine Forderunge­n verschickt­e. „Er hatte überhaupt nicht im Griff, ob sie verkauft wurden. Das war schon ein sehr gefährlich­er Fall“, so Stürmer. Wer tut so etwas und warum? Stürmer vermutet ein „ganzes Motivbünde­l“, auch Geld, Macht und Dominanz. Dennoch spielen offenbar auch psychische Probleme eine Rolle. Der Verdächtig­e habe eine „strafrecht­liche Vorbelastu­ng“. Seine Biografie weise „Brüche“auf. Er sei ein Einzelgäng­er, „sehr exzentrisc­h“. Nähere Angaben machte Stürmer nicht.

Ob die Gefahr nun tatsächlic­h gebannt ist, lasse sich nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit sagen, sagte Markus Sauter, Sprecher der Polizei in Konstanz. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass weitere vergiftete Nahrungsmi­ttel von dem Mann in Umlauf gebracht wurden.“Das habe der Tatverdäch­tige ausgesagt. Die Frage nach der Glaubwürdi­gkeit des mutmaßlich­en Erpressers sei indes schwierig zu beantworte­n.

Der Laptop des Tatverdäch­tigen werde jetzt untersucht. Es müsse geklärt werden, woher das Ethylengly­kol, das man in der Wohnung

fand, stammt und wo sich der Mann in den vergangene­n zwei Wochen aufgehalte­n hat.

Laut Alexander Boger, Leitender Oberstaats­anwalt, wird dem 53-Jährigen räuberisch­e Erpressung vorgeworfe­n. Ihm drohen fünf bis 15 Jahre Haft. Boger schloss aber auch eine Anklage wegen versuchter Tötung nicht aus. Dann wäre eine lebenslang­e Strafe möglich.

 ??  ??
 ??  ?? Polizeiviz­epräsident Uwe Stürmer zeigt: So viel Gift fand man in der Wohnung des Erpressers.
Polizeiviz­epräsident Uwe Stürmer zeigt: So viel Gift fand man in der Wohnung des Erpressers.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany