Hamburger Morgenpost

Die EU-Falle Merkel will Union retten

Erster Auftritt vor der Parteibasi­s nach der Wahl. Kanzlerin wirbt für Jamaika-Koalition

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Dresden – Das geht ja gar nicht: Die Kanzlerin zum Rücktritt auffordern, während die danebenste­ht. Heftig wurde gestern ein Delegierte­r beim „Deutschlan­dtag“der Jungen Union ausgebuht. Außer von den Delegierte­n aus Bayern. Die buhten nicht. Die jubelten.

Die Union ist zerstritte­n wie lange nicht mehr und der Parteinach­wuchs machte da an diesem Wochenende in Dresden natürlich keine Ausnahme. Am Freitag hatten die Teilnehmer des Treffens Redner für Redner applaudier­t – die meisten wollten die Union weiter nach rechts zerren, um die Af überf üssig zu machen.

Für die Kanzlerin lag über dem Weg nach Dresden dann auch ein Hauch von Canossa: Erstmals nach dem Absturz der Union bei der Bundestags­wahl stellte sie sich dem Parteivolk – und gab sich versöhnlic­h: „Ich rate uns nun allen dazu, gemeinsam demütig zu sein.“Doch allzu vorlaute Kritiker ihrer Flüchtling­spolitik bekamen zünftig ihr Fett weg: „Wer glaubt, ich hätte für zwei Selfiedie Fotos Leute eingeladen – das ist Kinderglau­be, das ist nicht in Ordnung.“Das Thema Flüchtling­e habe das Bündnis von CDU und CSU erschütter­t, so die Kanzlerin.

Merkel warb für ihre einzige verblieben­e Machtoptio­n, die Jamaika-Koalition: „Ich möchte, dass sie zustande kommt.“Zugeständn­is an die gefrustete Basis: Über das Ergebnis der Verhandlun­gen mit FDP und Grünen soll ein Parteitag entscheide­n – nicht noch ein Ordre de Mutti also.

Ex und hopp: Auf den bisherigen Partner, die SPD, will Merkel „keine weiteren Gedanken verschwend­en“: „Es ist offenkundi­g, dass die SPD auf Bundeseben­e auf absehbare Zeit nicht koalitions­fähig ist.“

Die Union auf der hektischen Suche nach einem neuen Kompass: Die Union müsse ihr konservati­ves Profil schärfen – das forderte JU-Chef Paul Ziemiak. Und die Bayern waren naturgemäß noch weiter: „Wir wollen nicht nach allen Seiten offen sein.“Der Star der Merkel-Skeptiker: Jens Spahn, der in Dresden umjubelt wurde, als er Signale an die nach ganz rechts abgewander­ten Wähler forderte.

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Mit diesem Schild protestier­te ein junger CDU-Anhänger beim Deutschlan­dtag der Jungen Union gegen Angela Merkel.

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