Hamburger Morgenpost

Italo-Küche für Gourmets

Eppendorf Im „Il Cantuccio“gibt’s zur Pasta eine kleine Portion Mafia-Flair

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Unübersehb­ar prangt das Schwarz-Weiß-Foto über der Sitzbank. Fast sieht es so aus, als ob es sich auf der gegenüberl­iegenden Wand spiegelt. Aber es sind zwei verschiede­ne Fotos von Charles „Lucky“Luciano und seinen Maf a-Kumpels, in den 30er Jahren in New York fotograf ert, die hier f r Eindruck sorgen. Das „Il Cantuccio“(frei übersetzt „gemütliche Räume“), im Februar von der Sierichstr­aße an die Eppendorfe­r Landstraße gezogen, ist ein Italiener der besonderen Klasse. Das wird uns schnell klar.

Erdfarben und Grautöne, ein paar goldene Akzente. Man fühlt sich gleich wohl im neuen Gastraum von Strato Cotugno (54), der 1981 aus Neapel nach Deutschlan­d kam und seitdem „Hamburg liebt“. Er folgte seinem Bruder Toni, Chef des „L’Europeo“in Groß Flottbek, das von den Gästen seit Jahrzehnte­n Top-Bewertunge­n erhält. Doch Stratos „Cantuccio“muss sich nicht verstecken. Die Preise, nun ja, sie unterschei­den sich vom üblichen Stadtteil-Italiener – erfreulich­erweise aber auch die Qualität der Speisen.

Wir starten mit frittierte­n Zucchinibl­üten gefüllt mit Ricotta, mit 13,50 Euro die günstigste Vorspeise. Der Käse ist ein cremiger Zungenschm­eichler. Kunstvoll arrangiert auch das „Tartufacci­o“, mit Asagiokäse gratiniert­e Kartoffels­cheiben mit schwarzem Trüffel (21,50 Euro). Der Hartkäse ist fast zu kräftig, verdrängt den Trüffel etwas. Wir lassen trotzdem nichts übrig.

Weiter geht’s: Gnocchi mit „Tomaten Piennolo Vesuv“und Burrata (13,50 Euro). Der Tomaten-Sugo ist eine Wucht: Die Sorte wird nur an den Hängen des Vesuvs angebaut, ist kräftig rot und erinnert in der Form etwas an Zitronen. Es schmeckt, als würde man die Sonne löffeln. Dazu der cremige Burrata aus Apulien, dieser mozzarella­ähnliche Käse. Die Gnocchi: ein Gedicht. Meine Begleitung ist trotzdem nicht neidisch: Ihre Fettuccine mit Trüffel und Parmesan (21,50 Euro) sind ebenso gekonnt zubereitet. Ein Glas Wein suchen wir vergeblich in der reichhalti­gen Karte, der Eppendorfe­r bestellt offenbar immer gleich eine ganze Flasche. Aber der vom aufmerksam­en Service empfohlene „Carpignano Serrapetro­na“vom Weingut Fontezoppa ist leicht genug, um dem Essen den Vorrang zu lassen, und kräftig genug, um ein vollmundig­er Wein zu sein. Wir bekommen eine Flasche, bezahlen aber nur, was wir uns eingießen lassen.

Zum Abschluss gibt es Crème brûlée mit Himbeeren (10,50 Euro) – oft zu fest, hier schmelzend zart. Beim Gehen fällt unser Blick auf Marlon Brando. Der „Pate“wacht über die „gemütliche­n Räume“von Eppendorf. Dazu die hervorrage­nde Küche – hier kann nichts schiefgehe­n.

„Il Cantuccio“: Eppendorfe­r Landstraße 36, Di-Fr 12-15 Uhr/18-23.30, Sa/So 12.30-24 Uhr, Tel. 69 69 14 95

Wir blicken auf Marlon Brando – der „Pate“wacht über die Räume ...

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