Türken marschieren ein
Erdogans bizarrer Visa-Krieg mit den USA
Ankara – Die türkische Armee ist in Nordsyrien in der Region Idlib einmarschiert. Die Streitkräfte bestätigten die Intervention, sprachen aber von einem „Erkundungseinsatz“.
Idlib ist die letzte Region des Bürgerkriegslandes, die fast vollständig von Aufständischen beherrscht wird. Die Türkei als Unterstützer der Rebellen hatte sich Mitte September bei Verhandlungen in Kasachstan mit Russland und dem Iran darauf verständigt, in dieser Region eine Deeskalationszone einzurichten.
Die Provinz Idlib grenzt an die von der Kurdenmiliz YPG kontrollierte Region Afrin. Die Türkei sieht in der YPG den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die sie bekämpft.
Unterdessen liefern sich die NATO-Partner Türkei und die USA einen bizarren Streit um die Visa-Vergabe. Begonnen hatte der „kalte Krieg“mit der Verhaftung eines türkischen Mitarbeiters des US-Generalkonsulats in Istanbul. Ihm werden Verbindungen zur Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen, den die türkische Regierung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die US-Regierung hat sich bisher geweigert, Gülen an die Türkei auszuliefern.
Die Türkei stoppte auch die Vergabe von elektronischen Visa an Amerikaner, die im Internet beantragt werden können. Daraufhin setzte Washington die Vergabe von Visa in ihren Vertretungen in der Türkei auf unbestimmte Zeit aus.
Gestern bestellte Ankara den Geschäftsträger der USBotschaft in Ankara, Philip Kosnett, ins Außenministerium ein. Dort sei dem amerikanischen Diplomaten die Erwartung der Regierung in Ankara übermittelt worden, dass die USA den Entschluss zurücknähmen, der eine „unnötige Eskalation“und „Ungerechtigkeit“darstelle.