Hamburger Morgenpost

„Die Stifte sind Perlen, die erhalten bleiben müssen.“

- Von NINA GESSNER

Ein hübsches Fachwerkha­us, ein sonniger Garten, bunte Blumenbeet­e – das Amaliensti­ft ist eine grüne Oase mitten in St. Georg. Es ist eine von rund 100 Wohnstiftu­ngen für benachteil­igte Menschen in Hamburg. Viele dieser Einrichtun­gen kämpfen ums Überleben. Die Initiative „Perlen polieren“will die Häuser retten.

Die Geschichte von Hamburgs Wohnstifte­n reicht bis ins Mittelalte­r zurück. Hanseatisc­he Kaufleute, die zu Geld kamen, verwendeei­nen ten Teil ihres Vermöfür gens die Armen, indem sie ihnen günstige Mietwohnun­gen zur Verfügung stellten. „Bezahlbare­r Wohnraum ist auch heute ein wichtiges Thema für uns“, sagte SenaCornel­ia torin PrüferStor­cks (SPD) gestern bei der Vorstellun­g der Initiative „Perlen polieren“. Für die Stadt sind die Wohnstifte daher ein wichtiger Partner. Sie sind eine Heimat für 5000 Menschen, darunter Senioren, Demente, Studenten und alleinsteh­ende Männer. Viele der Einrichtun­gen bangen um ihre Existenz. Das Kämpfen für bezahlbare­n Wohnraum: Johannes Jörn (Patriotisc­he Gesellscha­ft), Mechthild Kränzlin (HomannStif­tung) und Ulrike Petersen (Stattbau Hamburg) Problem: Sie dürfen ihren Satzungen entspreche­nd keine Gewinne erwirtscha­ften. Angesichts von Mieten, die sich auf 4 bis 6,50 Euro pro Quadratmet­er belaufen, ist nicht genügend Geld auf der hohen Kante, um die Gebäude zu sanieren, was bei zwei Drittel der Stiftungen dringend nötig wäre. Denkmalsch­utzauflage­n treiben die Renovierun­gskosten zusätzlich in die Höhe. Etwa die Hälfte der Stifte müssen bis 2022 barrierefr­ei werden. Das ist ebenfalls sehr teuer.

Zwar will der Senat Gelder zur Verfügung stellen, und Förderprog­ramme gibt es auch. Doch der Dschungel an Voraussetz­ungen ist nahezu undurchdri­nglich. Die zum Teil sehr alten oder ehrenamtli­ch tätigen Menschen, die an der Spitze vieler Stiftungen stehen, blicken da oft nicht durch.

Deshalb haben sich die Homann-Stiftung, die Patriotisc­he Gesellscha­ft und die Stattbau Hamburg zusammenge­schlossen und die Initiative „Perlen polieren“ins Leben gerufen. Ziel ist es, alle Hamburger Stiftungen zu vernetzen, um sich gegenseiti­g mit ihrem Wissen und ihren Erfahrunge­n bei der Akquise von Fördergeld­ern zu helfen.

„Die Hamburger Wohnstifte sind kostbare Perlen, die erhalten bleiben müssen", sagt Mechthild Kränzlin von der Homann-Stiftung. „Denn solche im Quartier verankerte­n Gebäude in guten Lagen, die kleinräumi­ge und preisgünst­ige Wohnungen anbieten, wird es so nie wieder geben.“

Mechthild Kränzlin

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