„Die Stifte sind Perlen, die erhalten bleiben müssen.“
Ein hübsches Fachwerkhaus, ein sonniger Garten, bunte Blumenbeete – das Amalienstift ist eine grüne Oase mitten in St. Georg. Es ist eine von rund 100 Wohnstiftungen für benachteiligte Menschen in Hamburg. Viele dieser Einrichtungen kämpfen ums Überleben. Die Initiative „Perlen polieren“will die Häuser retten.
Die Geschichte von Hamburgs Wohnstiften reicht bis ins Mittelalter zurück. Hanseatische Kaufleute, die zu Geld kamen, verwendeeinen ten Teil ihres Vermöfür gens die Armen, indem sie ihnen günstige Mietwohnungen zur Verfügung stellten. „Bezahlbarer Wohnraum ist auch heute ein wichtiges Thema für uns“, sagte SenaCornelia torin PrüferStorcks (SPD) gestern bei der Vorstellung der Initiative „Perlen polieren“. Für die Stadt sind die Wohnstifte daher ein wichtiger Partner. Sie sind eine Heimat für 5000 Menschen, darunter Senioren, Demente, Studenten und alleinstehende Männer. Viele der Einrichtungen bangen um ihre Existenz. Das Kämpfen für bezahlbaren Wohnraum: Johannes Jörn (Patriotische Gesellschaft), Mechthild Kränzlin (HomannStiftung) und Ulrike Petersen (Stattbau Hamburg) Problem: Sie dürfen ihren Satzungen entsprechend keine Gewinne erwirtschaften. Angesichts von Mieten, die sich auf 4 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter belaufen, ist nicht genügend Geld auf der hohen Kante, um die Gebäude zu sanieren, was bei zwei Drittel der Stiftungen dringend nötig wäre. Denkmalschutzauflagen treiben die Renovierungskosten zusätzlich in die Höhe. Etwa die Hälfte der Stifte müssen bis 2022 barrierefrei werden. Das ist ebenfalls sehr teuer.
Zwar will der Senat Gelder zur Verfügung stellen, und Förderprogramme gibt es auch. Doch der Dschungel an Voraussetzungen ist nahezu undurchdringlich. Die zum Teil sehr alten oder ehrenamtlich tätigen Menschen, die an der Spitze vieler Stiftungen stehen, blicken da oft nicht durch.
Deshalb haben sich die Homann-Stiftung, die Patriotische Gesellschaft und die Stattbau Hamburg zusammengeschlossen und die Initiative „Perlen polieren“ins Leben gerufen. Ziel ist es, alle Hamburger Stiftungen zu vernetzen, um sich gegenseitig mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen bei der Akquise von Fördergeldern zu helfen.
„Die Hamburger Wohnstifte sind kostbare Perlen, die erhalten bleiben müssen", sagt Mechthild Kränzlin von der Homann-Stiftung. „Denn solche im Quartier verankerten Gebäude in guten Lagen, die kleinräumige und preisgünstige Wohnungen anbieten, wird es so nie wieder geben.“
Mechthild Kränzlin