Hamburger Morgenpost

Es klappt auch ohne Oma

Jetzt trifft er auch noch! Der Schalker drängt sich für einen Platz im WM-Kader immer mehr auf. Löw lobt Entwicklun­g

- Von OLIVER MUCHA

In Kaiserslau­tern hat Leon Goretzka seine Oma nicht gebraucht. Sein Fehlschuss kürzlich im Schalke-Dress gegen Leverkusen bei einer Chance, die nach eigener Aussage seine Großmutter verwandelt hätte, habe ihn „lange geärgert“, sagte der Nationalsp­ieler nach dem 5:1 gegen Aserbaidsc­han. Mit seinem Doppelpack war dieses Malheur aber vergessen. Apropos vergessen: Seine starken Leistungen beim Confed Cup hat Goretzka offenbar auch schon ad acta gelegt. „Das“, sagte er über seine beiden Tore im letzten WM-Qualispiel, „ist mir im Profiberei­ch noch nie gelungen, auf jeden Fall nicht in einem Pflichtspi­el.“Nun: Im Halbfinale der Mini-WM gegen Mexiko (4:1) war Goretzka mit zwei Treffern der Matchwinne­r. Vor dem Turnier hatte er sich selbst in die Pflicht genommen, er müsse torgefährl­icher werden. „Daran zu arbeiten hat definitiv gut geklappt“, sagte er jetzt. Wie? Er spiele inzwischen offensiver, vor allem im DFB-Dress, führte Goretzka aus, zudem habe ein Spieler „bei der Nationalma­nnschaft generell ein bisschen mehr Torraumsze­nen“. Und in der einen oder anderen Situation habe er „auch ein bisschen Glück“gehabt.

Nicht so in Kaiserslau­tern bei seinem Traumtor nach acht Minuten per Hacke – das war überlegt. „Wenn ich ihn flach mache, ist er viel zu locker und leicht zu halten“, sagte Goretzka. Bei seinem zweiten Tor (66.), seinem sechsten im zwölften Länderspie­l, musste er nur den Fuß hinhalten.

„Er hat eine sehr gute Entwicklun­g genommen“, lobte Bundestrai­ner Joachim Löw den 22-Jährigen, der mit Blick auf die WM bescheiden blieb. „Es gibt noch Spieler, die mir einiges voraus haben. Da kann ich noch viel lernen“, sagte er. Zu seinen Hauptaufga­ben werde in den kommenden Jahren gehören, „noch mehr Verantwort­ung zu übernehmen“.

Gerne schon in Russland. Dass er dort dabei ist, wird immer wahrschein­licher, zumal Löw keinen anderen Mittelfeld­mann hat, der mit Goretzka zu vergleiche­n wäre. Löw lobte wiederholt dessen „Läufe in die Tiefe, die dem Gegner weh tun“.

Für die WM-Teilnahme will Goretzka sein „ganzes Leben anpassen und profession­ell leben“. Es sei notwendig, „dass jeder auch Eigenveran­twortung zeigt und alles dafür tun muss, damit er im Sommer topfit ist. Wenn du zwei Wochen vorher damit anfängst, wird es nicht funktionie­ren“.

Goretzka ist auf einem sehr guten Weg – auch ohne Oma.

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Durchsetzu­ngsstark! Leon Goretzka war gegen Aserbaidsc­han der beste Spieler auf dem Platz.
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