„Ich trank früher Bier gegen die Angst“
Interview Carla Bruni (49) über Treue in der Ehe, ihr legendäres Lampenfieber und das Älterwerden
Es ist ihr erstes Album in englischer Sprache: Carla Bruni (49), ehemalige Première Dame Frankreichs, hat zusammen mit dem Star-Produzenten David Foster (Céline Dion, Michael Bublé) das Album „French Touch“aufgenommen. Und Klassiker aus Pop und Rock auf liebreizende, originelle Weise gecovert.
MOPO: Man hat „Highway To Hell“von AC/DC zuvor wohl noch nie in einer annähernd so swingenden und erotischen Version gehört wie der Ihren. Wie ist das Album entstanden? Carla Bruni:
Mein Produzent David Foster kam 2013 nach meinem Konzert in Los Angeles zu mir und fragte: „Willst du nicht einmal was auf Englisch singen?“Doch ich kann auf Englisch nicht schreiben. Dann schlug er vor, ein Cover-Album zu machen. Ich meinte: „Will ich nicht, ich bin eine Songwriterin.“Na ja, irgendwann hat er mich dann rumgekriegt.
Hat Ihr einstiger Liebhaber Mick Jagger etwas zu Ihrer Version von „Miss You“gesagt?
Nein. Ich habe diese Lieder nicht wegen meiner Lebensgeschichte ausgesucht. Sondern weil ich sie so gern singe.
Ihr letztes Album hieß „Little French Songs“, das neue „French Touch“. Sehen Sie sich als kulturelle Botschafterin Frankreichs?
Nein, nein. Das heißt nur, dass ich einen französischen Akzent habe. Ich arbeitete mit einer Sprachexpertin zusammen, damit der Akzent nicht zu stark wird, ich wollte diese Lieder ja nicht ruinieren. Sie meinte aber, ich solle ihn nicht unterdrücken, sonst höre sich das künstlich an.
Sie haben auch „Stand By Your Man“aufgenommen – als Mensch, der immer wenig von Monogamie gehalten hat.
Seit ich verheiratet bin, habe ich meine Ansichten in vielen Dingen komplett revidiert. Mit 40 Jahren!
Wie kam es dazu?
Ich hatte jemanden kennengelernt. Und plötzlich geriet alles ins Wanken, nichts war mehr wie zuvor. Heiraten! War für mich nie infrage gekommen. Und jetzt bin ich seit fast zehn Jahren eine Ehefrau. Insofern ist „Stand By Your Man“ein Song, den ich heute mit größerer Überzeugung singen kann als vor 20 Jahren.
Ist Ihre legendäre Bühnenangst verschwunden?
Nein, aber ich weiß heute besser, was ich kann. Früher musste ich gegen die Angst immer Bier trinken bevor ich mich auf die Bühne traute. Jetzt brauche ich das nicht mehr.
„Dass ich bald 50 werde, ist einfach nur total ärgerlich.“Carla Bruni
(lacht), Sie werden bald 50. Freuen Sie sich darauf?
Ach, das ist einfach nur … total ärgerlich. Mir zeigt diese Zahl viel mehr, wie schnell das Leben vorbeigeht. Wir müssen das den jungen Leuten sagen.
Sind Sie erleichtert, nicht mehr Première Dame zu sein?
Die Zeit im Élysée-Palast war schön und eine große Ehre. Aber ich bin froh, dass wir nicht wieder dort einziehen mussten. Das Interview führte STEFFEN RÜTH Carla Bruni: „French Touch“Laeiszhalle: 18.3., 28-104 Euro, ticketmaster.de