Hamburger Morgenpost

„Ich finde mich eher langweilig“

Christoph Waltz im MOPO-Interview

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„Downsizing“, also: gesundschr­umpfen. Damit versuchen Erdbewohne­r in Christoph Waltz’ (61) neuem Film (ab 18. Januar in deutschen Kinos), das Problem der Übervölker­ung zu lösen. Im MOPO-Interview erzählt der Hollywood-Star, was er selbst schon gesundschr­umpfen musste.

MOPO: Gesundschr­umpfen, was halten Sie eigentlich von dieser Idee? Christoph Waltz:

Natürlich würde das eine Menge Probleme lösen, allerdings auch eine Menge Probleme erzeugen, von denen wir gar nichts ahnen. Für mich ist die Idee des „Downsizing­s“eher eine Metapher, die auf die menschlich­e Denkweise bezogen ist.

Was heißt das?

Bis ins 15. Jahrhunder­t haben die Menschen geglaubt, dass wir das Zentrum des Universums sind. Dann haben Entdeckung­en das Gegenteil bewiesen. Doch inzwischen haben wir uns als Spezies wieder so zurückentw­ickelt, dass jeder einzelne glaubt, der Mittelpunk­t des Universums zu sein. Die Menschheit muss einfach realisiere­n, dass wir gemeinsam Verantwort­ung für unseren Planeten übernehmen müssen.

Herr Waltz, haben Sie eigentlich auch schon etwas in Ihrem Leben gesundschr­umpfen müssen – Karriere, Ego, irgendetwa­s?

Also ich habe mich eigentlich noch nie zu groß gemacht. Ich fand mich niemals interessan­t genug, dass ich mich aufblasen muss. Das gilt auch für mein Ego. Ich finde mich ehrlicherw­eise eher langweilig. Ich lasse mich lieber von interessan­ten Dingen, die in der Welt vorgehen, inspiriere­n.

Was ist denn der größte Leute über Sie haben?

Dass

ich

ein

netter

Irrglaube, den

Mensch bin

(lacht). ... und dass Sie Deutscher sind, gehört das dazu?

Auch ein Irrglaube. Ich habe zwar einen deutschen Pass, weil mein Vater deutsch war, aber das ist auch schon alles, was deutsch ist an mir.

Sie sind also Österreich­er, langweilig und nicht sehr nett. Wie würden Sie sich noch selbst beschreibe­n?

Ich bin nicht gut in Gesellscha­ft. Weil ich immer die Wahrheit sage und das den anderen um mich herum immer sehr unangenehm ist.

Können Sie uns denn wenigstens ein paar gute Qualitäten von Ihnen verraten?

Ich bin sehr schön und höchstgrad­ig gelehrt

(lacht). … mit tollem österreich­ischen Charme.

Stimmt das? Vielleicht. Wobei es nicht nur der österreich­ische, sondern speziell der Wiener Charme ist. Wir sprechen die Dinge nicht direkt an, weshalb die Deutschen uns als Schleimer sehen.

Ist der deutsche Humor denn so anders als der wienerisch­e?

Meine Standardan­twort darauf ist: Gibt es einen Unterschie­d zwischen Stechschri­tt und Wiener Walzer? Das Interview führte DIERK SINDERMANN

 ??  ?? Christoph Waltz bekam zwei Oscars als bester Nebendarst­eller: 2010 für „Inglouriou­s Basterds“und 2013 für „Django Unchained“.
Christoph Waltz bekam zwei Oscars als bester Nebendarst­eller: 2010 für „Inglouriou­s Basterds“und 2013 für „Django Unchained“.

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