Sie nannte ihn Schlappschwanz – dann tötete er sie
Sie wollten einen romantischen Abend verbringen – doch das Date endete in einem tödlichen Streit. Weil die Millionärin Gerda Basse ( ✝66) ihren Gefährten Christian I. (56) kränkte, schlug er mit einem Barhocker auf sie ein – und ließ sie dann verbluten, während er schlief. Der Mann wurde vom Landgericht Aurich verurteilt.
Es ist das Ende eines spektakulären Falls, der auch in Hamburg für Aufsehen sorgte. Die tote Galeristin aus Ostfriesland galt in der Elbmetropole als schillernde Persönlichkeit, besaß dort mehrere Immobilien und wollte einst sogar die Rote Flora kaufen.
Im März wurde Gerda Basses Leiche vor Hamburgs Toren, in einem Wald nahe Seevetal, gefunden. Vor knapp einem Jahr war sie spurlos verschwunden – nach einem Streit mit Christian I. „Sie wollte mit ihm schlafen, aber er war zu müde“, rekonstruierte Richter Daniel Hunsmann die Ereignisse der gewaltsamen Nacht zum 22. Oktober 2016 in Bingum (Kreis Leer).
Dabei geht es anfangs recht harmonisch zu: Der künstlerisch ambitionierte Mann und die wohlhabende Frau sind seit zwei Wochen ein Paar, er zieht in ihre Villa ein, beide schmieden Zukunftspläne.
Als er ihr abends ein Lied vorsingt und Gitarre und Klavier spielt, lauscht sie entzückt. „Glück und Unglück lagen bei ihr selten so eng zusammen wie kurz vor der Tat“, so Hunsmann. Denn die alkoholkranke Frau wird nach Zeugenaussagen streitsüchtig, wenn sie betrunken ist.
Selbst der neue Freund wird beschimpft. Der Musiker fühlt sich als „Klimperer“beleidigt. „Als er nicht mit ihr schlafen will, nennt sie ihn Schlappschwanz und Versager, der kein Geld hat und nichts auf die Reihe kriegt“, so der Richter.
Auch beim Angeklagten wird im Prozess ein Alkoholproblem sichtbar: Er verträgt nicht viel. In der Tatnacht will er mehrere Flaschen Sekt getrunken haben. „Ich war noch nie derart betrunken und hatte einen starken Rausch“, erinnert er sich.
Ein Gutachter errechnet später einen Blutalkoholwert von zwei Promille. Als irgendwann an dem Abend ein Glas zerbricht, kippt die bisher friedliche Stimmung. Auf dem Höhepunkt des Streits kann der Mann die Beleidigungen der Frau nicht mehr ertragen. „Mir sind die Sicherungen durchgeknallt“, schilderte der Angeklagte.
Er zieht der Frau einen Barhocker über den Schädel und prügelt auch dann noch weiter auf sie ein, als sie schon auf dem Boden liegt. „Verpiss dich“, kann das Opfer noch sagen, woraufhin sich der Mann im Nebenraum schlafen legt. Am Morgen danach ist sie tot.
Christian I. beseitigt die Leiche – die Polizei kommt dem wegen Betruges vorbestraften Mann jedoch auf die Spur. Im Mai startet dann der Prozess.
Der wegen Totschlags Angeklagte macht zunächst keine Aussage, das Gericht wertet Spuren und Gutachten aus. Dann kommt es zum „Deal“: Geständnis gegen Strafmilderung. Das Gericht verurteilt den Angeklagten wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu sechseinhalb Jahren Haft.
„Glück und Unglück lagen selten so nah beieinander.“ Richter Daniel Hunsmann