„Je größer das Tabu, desto besser muss der Gag sein“
Witze über den toten Vater? Kann man machen, findet der Stand-up-Comedian. Morgen kommt er nach Hamburg
„Die Welt ist nun mal so hart – beschwert euch nicht bei mir!“Oliver Polak
Egal ob Behinderte, Holocaust-Opfer oder der verstorbene eigene Vater: Bei Oliver Polak werden sie alle zum Thema seiner rabenschwarzen Stand-up-Comedy. Der 41-Jährige respektiert keine Tabus, seziert auch schonungslos sein Privatleben auf der Bühne – ihm geht es um Witz mit Wahrhaftigkeit.
„Ich bin ein großer Fan amerikanischer Stand-upComedy“, erklärt er im MOPO-Interview. „Und wenn man das richtig macht, geht es dabei um Wahrhaftigkeit, um das Echte. Da kann es schon mal sehr persönlich werden.“Da kommen auch die eigene jahrelange Depression oder seine Krebserkrankung auf den Tisch. Geschichten aus der Luft zu greifen, von denen er glaubt, das Publikum könne sich darin wiederfinden, sind seine Sache nicht. Ebenso wenig wie die feine Ironie eines Woody Allen, die anfangs viele von dem jüdischen Comedian erwartet hatten: Polak bietet Humor für Hartgesottene.
An dem krampfigen Umgang vieler nichtjüdischer Deutscher mit dem Judentum hat sich Polak mittlerweile abgearbeitet. In seiner aktuellen Show „Über alles“geht es unter anderem um den Tod – und auch bei diesem Thema zeigt der gebürtige Papenburger drastisch, was er von den Grenzen des guten Geschmacks hält: „Wenn mein
Vater vor zwei Jahren nicht gestorben wäre“, bescheidet er trocken, „dann hätte ich jetzt zehn Minuten weniger Programm.“Bevor einem hier das Lachen im Halse stecken bleibt, sollte man sich allerdings vor Augen halten, dass jener KZ-Überlebende die Shows seines Sohnes selbst klasse fand.
„Die Welt ist nun mal so hart, wie sie ist“, sagt Polak, „mit dem arabischen Antisemitismus, mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Und da sage ich: Beschwert euch nicht bei mir als Comedian, wenn ich über Vergewaltigung spreche, sondern helft den Opfern.“
Nein, man könne über alles Witze machen, ist Polak überzeugt – mit einer Einschränkung: „Je größer das Tabu, das man bricht, desto besser muss der Gag sein.“Uebel & Gefährlich: Morgen, ➤ 21.10., 20 Uhr, Feldstraße 66, 21 Euro