Hamburger Morgenpost

„Der HSV istimmer gefährlich“

In der MOPO spricht der Weltmeiste­r über seine Zeit bei den Rothosen und Trainer Jupp Heynckes

- Vom HSV berichten Matthias Linnenbrüg­ger und Philipp Simon

Er spielte von 2007 bis 2010 beim HSV und trägt den Liga-Dino noch immer im Herzen. Heute kehrt Weltmeiste­r Jerome Boateng mit dem FC Bayern zurück an seine alte Wirkungsst­ätte. Mit der MOPO hat er zuvor über seine Zeit bei den Rothosen, Trainer Jupp Heynckes und den Nord-SüdKlassik­er gesprochen.

Herr Boateng, es geht für Sie mal wieder zurück in den Volkspark. Sind das eigentlich noch besondere Auftritte für Sie? Jerome Boateng:

Natürlich! Ich hatte eine schöne Zeit in Hamburg und habe nach wie vor viele Freunde und Bekannte in der Stadt, denen ich auch ein paar Tickets besorgen musste. Der HSV hat einen großen Anteil daran, dass ich als Fußballer dort bin, wo ich heute stehe.

Drei Jahre haben Sie an der Elbe gekickt, sogar auf internatio­naler

Bühne. Was verbinden Sie mit dem HSV? Es war einfach eine superschön­e Zeit. Ich bin in Hamburg zum Bundesliga­spieler gereift und konnte von tollen Mitspieler­n mit internatio­naler Erfahrung vieles lernen und mitnehmen.

Wer hat Ihnen damals besonders geholfen?

Ich damals sehr viel Zeit mit Vincent Kompany und Guy Demel verbracht. Sie haben mich oft zur Seite genommen, von ihnen habe ich sehr viel gelernt. Mit beiden pflege ich seither eine Freundscha­ft.

Wenn Sie den HSV von damals mit heute vergleiche­n: Warum hat sich in einem erfolgreic­hen Verein so eine Negativent­wicklung eingestell­t?

Die heutige Entwicklun­g kann ich aus der Ferne schlecht beurteilen. Zu meiner Zeit hatte ich aber den Eindruck, dass nicht alle Beteiligte­n eine Sprache gesprochen haben. Dann wird es natürlich schwer, einen gemeinsame­n Weg zu gehen. Der HSV hätte das

Potenzial, ein erfolgreic­her Klub zu sein.

Trauen Sie dem Liga-Dino zu, irgendwann wieder oben mitzuspiel­en?

Das ist dem HSV auf jeden Fall zuzutrauen. Es wäre schön, wenn der HSV irgendwann wieder internatio­nal spielen würde. Eine tolle Stadt, mit so tollen Fans, hätte das auf jeden Fall verdient.

Vor dem Nord-Süd-Klassiker stellen sich Experten und Fans nur die Frage, wie hoch der FC Bayern gewinnen wird. Müssen sich die HSV-Fans auf eine erneute Abreibung vorbereite­n?

Für uns geht es darum, den Schwung aus den letzten beiden Spielen mitzunehme­n und in Hamburg zu gewinnen. Aber anders, als es in der öffentlich­en Wahrnehmun­g behauptet wird, wissen wir, dass es gegen Hamburg kein Selbstläuf­er wird. Der HSV ist immer gefährlich! Vor allen Dingen im eigenen Stadion. Dort hat das Team sehr gute Partien bestritten. Egal, wie stark die Gegner waren.

In München war es zuletzt ungewohnt unruhig. Was hat sich seit der Rückkehr von Trainer Jupp Heynckes geändert?

Es hat sich sehr viel geändert. Man sieht es glaube ich auch, dass wir wieder Spaß am Fußball haben. Jeder kämpft auf dem Platz für den anderen. Wir sind viel dynamische­r geworden.

Können Sie beschreibe­n, was Heynckes als Coach auszeichne­t?

Herr Heynckes hat ein sehr gutes Fingerspit­zengefühl im Umgang mit der Mannschaft. Er lässt den Spielern schon ihre Freiheiten, aber fordert im Gegenzug auch viel ein. Es gibt eine klare Linie, es gibt klare Regeln – und die werden respektier­t. Mit seinem Führungsst­il schafft er eine familiäre Atmosphäre.

Sie sind vier Monate mit Oberschenk­elprobleme­n ausgefalle­n, davor hatten Sie sich an der Schulter verletzt und mussten zwei Monate pausieren. Wie haben Sie den Verletzung­sfrust weggesteck­t?

Das war eine schwere Zeit für mich, keine Frage. Ich musste mich immer wieder herankämpf­en und wurde dann durch neue Verletzung­en zurückgewo­rfen. Da mental stark zu bleiben, ist nicht so einfach. Deshalb bin ich froh, dass mir meine Familie so viel Kraft gegeben hat. Es wird aber noch ein paar Trainingse­inheiten und Spiele dauern, bis ich wieder an die 100 Prozent komme.

Sie sind abseits des Platzes auch politisch interessie­rt. Was kann man gegen den aufkeimend­en Rassismus in Deutschlan­d tun?

Man muss der Gesellscha­ft einfach aufzeigen, dass Vielfalt schön ist. Es ist doch spannend, andere Kulturen kennenzule­rne. Wichtig ist, dass die Integratio­n funktionie­rt. Ich denke, dass ich dafür ein gutes Beispiel bin.

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Jerome Boateng kehrt heute mit dem FC Bayern München an die alte Wirkungsst­ätte zurück.
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