„Der HSV istimmer gefährlich“
In der MOPO spricht der Weltmeister über seine Zeit bei den Rothosen und Trainer Jupp Heynckes
Er spielte von 2007 bis 2010 beim HSV und trägt den Liga-Dino noch immer im Herzen. Heute kehrt Weltmeister Jerome Boateng mit dem FC Bayern zurück an seine alte Wirkungsstätte. Mit der MOPO hat er zuvor über seine Zeit bei den Rothosen, Trainer Jupp Heynckes und den Nord-SüdKlassiker gesprochen.
Herr Boateng, es geht für Sie mal wieder zurück in den Volkspark. Sind das eigentlich noch besondere Auftritte für Sie? Jerome Boateng:
Natürlich! Ich hatte eine schöne Zeit in Hamburg und habe nach wie vor viele Freunde und Bekannte in der Stadt, denen ich auch ein paar Tickets besorgen musste. Der HSV hat einen großen Anteil daran, dass ich als Fußballer dort bin, wo ich heute stehe.
Drei Jahre haben Sie an der Elbe gekickt, sogar auf internationaler
Bühne. Was verbinden Sie mit dem HSV? Es war einfach eine superschöne Zeit. Ich bin in Hamburg zum Bundesligaspieler gereift und konnte von tollen Mitspielern mit internationaler Erfahrung vieles lernen und mitnehmen.
Wer hat Ihnen damals besonders geholfen?
Ich damals sehr viel Zeit mit Vincent Kompany und Guy Demel verbracht. Sie haben mich oft zur Seite genommen, von ihnen habe ich sehr viel gelernt. Mit beiden pflege ich seither eine Freundschaft.
Wenn Sie den HSV von damals mit heute vergleichen: Warum hat sich in einem erfolgreichen Verein so eine Negativentwicklung eingestellt?
Die heutige Entwicklung kann ich aus der Ferne schlecht beurteilen. Zu meiner Zeit hatte ich aber den Eindruck, dass nicht alle Beteiligten eine Sprache gesprochen haben. Dann wird es natürlich schwer, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Der HSV hätte das
Potenzial, ein erfolgreicher Klub zu sein.
Trauen Sie dem Liga-Dino zu, irgendwann wieder oben mitzuspielen?
Das ist dem HSV auf jeden Fall zuzutrauen. Es wäre schön, wenn der HSV irgendwann wieder international spielen würde. Eine tolle Stadt, mit so tollen Fans, hätte das auf jeden Fall verdient.
Vor dem Nord-Süd-Klassiker stellen sich Experten und Fans nur die Frage, wie hoch der FC Bayern gewinnen wird. Müssen sich die HSV-Fans auf eine erneute Abreibung vorbereiten?
Für uns geht es darum, den Schwung aus den letzten beiden Spielen mitzunehmen und in Hamburg zu gewinnen. Aber anders, als es in der öffentlichen Wahrnehmung behauptet wird, wissen wir, dass es gegen Hamburg kein Selbstläufer wird. Der HSV ist immer gefährlich! Vor allen Dingen im eigenen Stadion. Dort hat das Team sehr gute Partien bestritten. Egal, wie stark die Gegner waren.
In München war es zuletzt ungewohnt unruhig. Was hat sich seit der Rückkehr von Trainer Jupp Heynckes geändert?
Es hat sich sehr viel geändert. Man sieht es glaube ich auch, dass wir wieder Spaß am Fußball haben. Jeder kämpft auf dem Platz für den anderen. Wir sind viel dynamischer geworden.
Können Sie beschreiben, was Heynckes als Coach auszeichnet?
Herr Heynckes hat ein sehr gutes Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Mannschaft. Er lässt den Spielern schon ihre Freiheiten, aber fordert im Gegenzug auch viel ein. Es gibt eine klare Linie, es gibt klare Regeln – und die werden respektiert. Mit seinem Führungsstil schafft er eine familiäre Atmosphäre.
Sie sind vier Monate mit Oberschenkelproblemen ausgefallen, davor hatten Sie sich an der Schulter verletzt und mussten zwei Monate pausieren. Wie haben Sie den Verletzungsfrust weggesteckt?
Das war eine schwere Zeit für mich, keine Frage. Ich musste mich immer wieder herankämpfen und wurde dann durch neue Verletzungen zurückgeworfen. Da mental stark zu bleiben, ist nicht so einfach. Deshalb bin ich froh, dass mir meine Familie so viel Kraft gegeben hat. Es wird aber noch ein paar Trainingseinheiten und Spiele dauern, bis ich wieder an die 100 Prozent komme.
Sie sind abseits des Platzes auch politisch interessiert. Was kann man gegen den aufkeimenden Rassismus in Deutschland tun?
Man muss der Gesellschaft einfach aufzeigen, dass Vielfalt schön ist. Es ist doch spannend, andere Kulturen kennenzulerne. Wichtig ist, dass die Integration funktioniert. Ich denke, dass ich dafür ein gutes Beispiel bin.