Toller HSV-Kampf wird leider nicht belohnt
Umstrittene Rote Karte für Jung. Starke erste Halbzeit. Hunt: „Für Komplimente können wir uns nichts kaufen“
Wieder nichts. Und wieder knapp. Wie im Vorjahr unterlag der HSV den Bayern im Volkspark mit 0:1 (0:0) und zog sich achtbar aus der Affäre. Doch der Zorn überwog – weil ein umstrittener Platzverweis gegen Gideon Jung die Pleite einleitete.
Nutzt ja alles nichts. Nachdem Aaron Hunt tief durchgeschnauft hatte, fasste er schließlich zusammen, was alle empfanden. „Verloren ist verloren“, erklärte der HSV-Mittelfeldmann. „Für Komplimente können wir uns leider nichts kaufen. Am Ende stehen wir ohne Punkte da.“Und der Negativlauf hält an. Sieben Spiele mit nur einem einzigen Zähler sind es nun.
Eine extrem bittere Pleite vor 57 000 Fans. Dabei hatte der HSV ja ohnehin keine Chance, so die landläufige Meinung – und genau die wollte er nutzen. Die ganze Woche über hatte Trainer Markus Gisdol mit einer Fünfer-Abwehrkette trainieren lassen, gestern sollte genau dieses Bollwerk den Bayern standhalten. Diekmeier, Mavraj, Papadopoulos, van Drongelen und Douglas Santos hinten, davor die Abräumer Jung und Sakai. Sieben Defensive, die den Bayern den Zahn ziehen sollten. Das klappte gut, sehr gut sogar, zumindest eine Halbzeit lang. Der HSV attackierte früh, schaffte es aber vor allem, am eigenen Strafraum die Kontrolle zu behalten. Ein Schuss von Robben ans Außennetz (21.), das war alles, was die Bayern hinbekamen. Gisdols Taktik ging auf. Bis zu dieser verfluchten 39. Minute … Selten wurde eine Szene im
Aus dem Volksparkstadion berichten Simon Braasch, Florian Rebien und Philipp Simon
Volkspark so heiß und kontrovers diskutiert wie diese. Jung wollte Bayerns Konter unterbinden, brachte Coman in vollem Lauf zu Fall. Eine harte Nummer – aber auch Rot? Für die Bayern-Bank, die geschlossen auf den Platz sprintete (!), und Schiri Fritz schon. Das zählte am Ende. Jungs Abgang, ein gewaltiger Schock für den HSV.
In die Pause retteten sie sich noch, nach dem Wechsel aber
kam es so, wie alle erwarteten: Die Bayern schlugen zügig zu, wenn auch unter gütiger Mithilfe des HSV. Nach Alabas Flanke säbelte Mavraj über den Ball, denn klärte van Drongelen in Müllers Beine. Tolisso bedankte sich – 0:1 (52.).
Sie hatten sie trotzdem noch, die Chance, das Ganze vielleicht zu drehen. Doch Hahn fand mit seinem Schlenzer seinen Meister in Ulreich, dahin, die Gelegenheit zum Ausgleich (53.). Ein kurzes Auff ackern, den Rest hatten die Bayern im Griff. Ökonomisch, angesichts des nun folgenden Doppelpacks gegen Leipzig, aber dominant. Thiago (71.) und Tolisso (83.) trafen den Pfosten, auch Hummels (77.), Robben (82./88.), Vidal (85.) oder Lewandowski (90.) hätten erhöhen können. Taten sie aber nicht. Applaus am Ende für den HSV. Doch der Druck wird größer – und am Sonnabend in Berlin extrem.