Blutige Nase für Heynckes – aber Bayern ist weiter
Trotz langer Überzahl in Leipzig ins Elfmeterschießen. Profi-Debüt für den Hamburger Jung Okyere Wriedt
Zwei Stunden Drama in Leipzig, umstrittene Szenen, hitzige Wortgefechte, eine blutige Nase und fast ein Hamburger Held. Bayern Münchens 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen bot beste Unterhaltung.
Schon zur Halbzeit wurde es wild, obwohl noch gar keine Tore gefallen waren: Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick rannte auf Bayerns Mats Hummels zu, fuchtelte mit seinem Smartphone in der Hand und wollte vehement eine umstrittene Elfmeter-Szene diskutieren. Die aus der 34. Minute, als Münchens Verteidiger Arturo Vidal Emil Forsberg am Strafraum in die Zange genommen hatte, Schiedsrichter Felix Zwayer (ohne Videobeweis) aber nur Freistoß für Leipzig gab. Bayern-Keeper Sven Ulreich trennte die Streithähne, zu einem gemütlichen Fernsehabend verabreden sich Rangnick und Hummels wohl nicht mehr ...
Aufregung herrschte, wohin man auch sah: BayernTrainer Jupp Heynckes musste sich zwischendurch auf der Bank behandeln lassen, weil seine Nase blutete. Zur zweiten Hälfte wechselte er sein Hemd.
Das schien zunächst Glück zu bringen: Als Leipzigs Naby Keita (53.) wegen Trikotzupfens gegen Robert Lewandowski Gelb-Rot sah, sprach einiges für die Bayern. Doch Forsberg (68.) verwandelte einen – ebenfalls umstrittenen – Elfmeter zur Führung für die „Bullen“.
Die Bayern wankten, aber sie fielen nicht. Ihre Antwort war ein Zuckerpass von Jerome Boateng auf Thiago (73.), der das 1:1 köpfte.
In der Verlängerung drängten die Münchner in Überzahl auf den Sieg – und Heynckes zog die Hamburger Nachwuchshoffnung Okyere Wriedt aus dem Ärmel, der nach 100 Minuten Thiago ersetzte. Wriedt wurde um ein Haar zum Matchwinner: In seinem ersten Einsatz für den Rekordmeister köpfte der 23-Jährige, der beim SC Hamm 02 das Kicken gelernt hat, in der 104. Minute an die Latte des Leipziger Tores.
Die Sachsen retteten sich ins Elfmeterschießen, doch dort verlor ausgerechnet Leipzigs Star-Joker Timo Werner die Nerven und scheiterte an Ulreich, nachdem zuvor alle neun Schützen getroffen hatten. Bayern hatte gewonnen – und Wriedt jubelte mit.