Saudi-Arabien Ein Modernisierer im erzkonservativen Königreich
Kronprinz bin Salman will „moderaten Islam“. Deutscher soll Mega-Stadt bauen
Riad – Er gilt als Hoffnungsträger der jungen Saudis. Er ist 32 Jahre alt, verheiratet, hat vier Kinder und für sein Land geradezu revolutionäre Ideen. Mohammed bin Salman, als Kronprinz der kommende Herrscher von Saudi-Arabien, verordnet seinem Land „monumentale Veränderungen“.
Durch sein Billionen-Projekt „Vision 2030“soll SaudiArabien ein „blühendes Vorzeigemodell“werden. Und den Untertanen verspricht er mehr Freiheiten. Auf einer Konferenz in Riad sprach der Prinz, der mal als Modernisierer, mal aber auch als Machtmensch beschrieben wird, Klartext: „Wir gehen zu dem zurück, wie wir waren: dem moderaten Islam, der offen gegenüber der Welt und allen Religionen ist. 70 Prozent der SaudiAraber seien jünger als 30 Jahre. „Ganz ehrlich, wir werden keine 30 Jahre unseres Lebens damit verschwenden, uns mit extremistischen Ideen zu beschäftigen. Wir werden sie heute und sofort zerstören.“
Mit seinen Äußerungen nahm der Thronfolger offensichtlich Bezug auf die Besetzung der Großen Moschee in Mekka 1979 durch radikale Islamisten. Die Armee stürmte das Gotteshaus später, doch die Liberalisierung wurde für Jahrzehnte zurückgedrängt.
Das soll sich nun ändern. Schon vor einiger Zeit kündigte der Kronprinz an, als letztes Land der Erde Frauen das Fahren von Autos zu erlauben. Auch das Kinoverbot im Königreich soll bald fallen.
Schon 2016 hatte MbS, wie der Kronprinz oft genannt wird, zudem eine umfassende wirtschaftliche Modernisierung angekündigt. Weg vom Öl! Und alles in gigantischen Ausmaßen. Herzstück des Projekts „Vision 2030“ist „Neom“, eine futuristischen Megastadt am Roten Meer – mit 26500 Quadratkilometern Fläche größer als Mecklenburg-Vorpommern.
500 Milliarden Dollar will Saudi-Arabien in den Bau investieren. Und es soll schnell gehen. „Wir wollen in 15 Jahren nicht herausfinden, dass wir eine Chance verpasst haben“, so der Prinz. Verantwortlich für die Verwirklichung der Projekts ist der frühere Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.
Das „Neom“-Projekt soll im Nordwesten des Landes in direkter Nähe der ägyptischen Sinai-Halbinsel und dem Königreich Jordanien gebaut werden. Auf einer Podiumsdiskussion sagte Klaus Kleinfeld, er denke über das Projekt weniger als Stadt, sondern als viele Dörfer und Gemeinschaften, die zusammen „einen Haufen Geld verdienen“könnten. Nach dieser Äußerung lächelte der Kronprinz ihn breit an.