Eltern ließen verbranntes Kind tagelang leiden
37-Jährige vergnügten sich statt zum Arzt zu gehen
Regensburg
Die Anklage wiegt schwer: Versuchter Mord, Misshandlung von Schutzbefohlenen sowie schwere und gefährliche Körperverletzung. Doch das Verbrechen, das seit gestern vor dem Landgericht Regensburg verhandelt wird, ist an Grausamkeit und Kaltherzigkeit kaum zu überbieten: Eltern sollen ihren fünfjährigen Sohn trotz schwerster Verbrennungen seinen Qualen überlassen und sich stattdessen mit Sexspielen vergnügt haben.
Laut Anklage hatte der 37jährige Vater im September des vergangenen Jahres in Waldmünchen (Oberpfalz) aus einem Auto ein Navigationsgerät und andere Gegenstände gestohlen. Als er mit dem Diebesgut nach Hause kam, gab es zunächst Streit. Die Mutter des Jungen, eine 37-jährige offenbar psychisch kranke Frau, wollte die Beute ihres Mannes im Garten verbrennen. Obwohl die fünf Kinder in unmittelbarer Nähe spielten, übergoss die Frau die Gegenstände mit Benzin und steckte sie an. Dabei entzündete sich aber auch der Benzinkanister und die 37-Jährige schleuderte den brennenden Behälter von sich. Der traf den Jungen, der sofort in Flammen stand.
Der Junge, so die Anklage, erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades an Rumpf, Gesicht, Schulter und Armen. Obwohl die Eltern im Internet forschten, was zu tun sei, und so erfuhren, dass eine sofortige Behandlung auf einer Intensivstation notwendig
Ließen ihren schwer verletzten Jungen tagelang unversorgt: die Eltern (beide 37) mit ihren Anwälten vor dem Landgericht Regensburg
sei, unternahmen sie nichts. Im Gegenteil: Laut Anklage vergnügten sie sich mit Sexspielen und suchten im Internet nach Sexpartnern. Die Schmerzensschreie des Kinders überhörten sie.
Mehrere Tage lang dauerte das Martyrium des Jungen. Erst als die Eltern mit dem Jungen an einer Tankstelle hielten, sah die Bedienung den schwer verletzten Jungen und rief die Polizei. Am ersten Verhandlungstag schwieg das Paar. Der Verteidiger der Frau sagte in einer Prozesspause, die 37Jährige leide an einer Krankheit aus dem Bereich der Schizophrenie. Dies sei der Grund gewesen, weshalb sie keine Hilfe geholt habe. Der Verteidiger des ebenfalls 37 Jahre alten Vaters hielt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für „etwas zu hoch aufgehängt“. Zunächst sind 13 Verhandlungstage angesetzt.