Was wollen die Heuschrecken mit unserer Pleitebank?
Bis heute Abend müssen die verbindlichen Kauf-Angebote abgegeben werden. Mehrere Finanzfonds zählen zu den Interessenten
Von MIKE SCHLINK
Heute beginnt der Anfang vom Ende. Denn heute entscheidet sich, ob der Verkaufsprozess für die HSHNordbank weitergeht oder ob sie abgewickelt wird. Bis zum Abend müssen Interessenten verbindliche Angebote abgegeben – offenbar gibt es einige Bieter. Dennoch muss gezittert werden.
Gegen 18 Uhr läuft die Frist für die Bieter ab. Aus Bankkreisen heißt es, dass die Angebote erst in den letzten Minuten eintrudeln werden. Ein nervenaufreibendes, aber normales Prozedere. Vor allem die rund 2000 Bankbeschäftigten hoffen auf die Angebote, damit ihre Jobs erhalten bleiben. Und die Hoffnung lebt.
Dem Vernehmen nach sind fünf anglo-amerikanische Finanzfonds im Rennen um die Bank. Ihre Namen: Cerberus, Apollo, Socrates, Lone Star und Flowers. „Gerade Flowers hat wohl großes Interesse, die Bank vollständig zu übernehmen“, heißt es aus HSH-Kreisen.
Der Finanzinvestor J. C. Flowers hatte sich bereits in den 2000ern eingekauft, ihm gehören 5,1 Prozent der HSH.
Offiziell bestätigt wird keiner der Namen, dabei sind sie längst so etwas wie ein offenes Geheimnis. Zuletzt nannte Schleswig-Holsteins FDP-Chef Wolfgang Kubicki mehrere Namen.
Einigen der potenziellen Investoren haftet jedoch ein Ruf mit HeuschreckenCharme an. „Es ist nicht gut, dass offenbar nur noch strategische Investoren im Rennen sind“, sagt FDP-Fraktionschef Michael Kruse. Für den Schifffahrtsstandort Hamburg wäre ein langfristiger Investor deutlich besser. Das ist aber nicht unbedingt abzusehen. Die genannten Finanzfonds sind eher dafür bekannt, angeschlagene Banken zu kaufen, zu sanieren und sie am Ende gesund und gewinnbringend zu verkaufen.
Cerberus kaufte hingegen die österreichische BawagBank und brachte sie an die Börse. Unabhängig davon dürfte jedoch klar sein, dass sich die Interessenten vor allem für die gesunde Kernbank mit funktionierendem Immobilien-, aber auch Schifffahrtsgeschäft interessieren. Und weniger für die mit faulen Schiffskrediten belastete Abbaubank. Das kranke SchiffsPortfolio soll jedoch – so der Plan der Bank – bis 2019 kein Thema mehr sein.
Sollte ein Angebot für die Bank einlaufen, werden Hamburg und Schleswig-Holstein die Gespräche mit den Interessenten aufnehmen. Bis zum Februar soll ein unterschriftsreifer Kaufvertrag vorliegen. Die EU fordert einen positiven Kaufpreis, der kann aber auch einen Euro betragen. Deutlich höher fällt in jedem Fall die Summe aus, die der Steuerzahler durch das HSH-Desaster zahlen darf. Die Kieler Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) erwartet am Ende Gesamtbelastungen für beide Länder von 10 bis 16 Milliarden Euro.
„Gerade Flowers hat großes Interesse an der Bank.“Ein HSH-Insider
James Christopher Flowers gehört bereits ein Teil der HSH-Nordbank.