Fiese Keime auf der FrühchenStation
13 Babys im UKE von KlebsiellaBakterien befallen
Aufregung am Altonaer Kinderkrankenhaus: Auf der Kinderintensivstation ist ein gefährlicher Keim aufgetreten: Klebsiella! 13 Kinder sind betroffen, darunter mehrere Frühchen.
Anneke Körber ist zutiefst besorgt: Die Mittzwanzigerin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat vor drei Wochen Drillinge geboren. Ein Notkaiserschnitt in der 29. Woche!
„Die Kinder kamen auf die Intensivstation, aber sie waren zum Glück gesund“, sagt Körber. Doch das Glück währte nicht lange. „Nach einer Woche wurden wir informiert, dass das Kind, das mit unseren Babys im Zimmer lag, mit dem Klebsiella-Keim befallen war.“
Die Ärzte beruhigten die Eltern, es handele sich nicht um die lebensgefährliche, multiresistente Variante des Keims, die schon mehrfach zur Schließung ganzer Klinikstationen geführt hatte – und zum Beispiel in Bremen auch zum Tod von drei Kindern.
Die Hygienevorschriften des Krankenhauses würden ausreichen, so die Ärzte, damit der Keim nicht auf die Drillinge überspränge. Das befallene Kind wurde mit seinem Inkubator zwei Meter von den Drillingen abgerückt. Es werde darauf geachtet, erklärten die Ärzte den Eltern, dass die Drillinge nicht von demselben Pfleger versorgt und berührt würden wie das befallene Kind.
Die Körbers vertrauten darauf. Eine Woche später die Hiobsbotschaft: Der Keim hatte auch die Drillinge befallen! Die Eltern machten der Klinik schwere Vorwürfe. „Warum wurde das mit dem Keim befallene Kind nicht isoliert?“, schimpft Vater Manuel Körber. „Das ist grobe Fahrlässigkeit!“Nach seiner Aussage hat ein Oberarzt ihm gegenüber eingestanden, einen Fehler gemacht zu haben. Das Kind hätte aus dem Zimmer genommen werden müssen. Das wurde es jetzt auch – zu spät.
Und noch weitere Fehler seien passiert: Drei Tage nachdem Klebsiella bei dem fremden Kind festgestellt worden war, sei nur noch eine Pflegerin für alle vier Kinder zuständig gewesen, so Körber. Personalmangel – das wurde den Eltern von den Pflegern als Begründung angegeben, sagen sie.
Das Gesundheitsamt des Bezirks Altona bestätigt den Vorfall. Das Krankenhaus selbst habe Meldung über den Keim-Befall erstattet. „Und das, obwohl es sich nicht um einen meldepflichtigen Fall handelt“, so Sprecher Martin Roehl.
Auch das Altonaer Kinderkrankenhaus betont, dass es zu keinerlei Fehlverhalten gekommen sei. „Wir haben uns an die in Deutschland gültigen Richtlinien des RobertKoch-Instituts gehalten“, so der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Ralf Stücker. Das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten sieht spezielle Hygienevorschriften nur im Falle multiresistenter Keime vor – die hier nicht vorliegen.
„Die hier vorhandenen Keime sind ganz normal und weit verbreitet“, so Stücker. Man habe dennoch Hygienemaßnahmen ergriffen, um den Keim zu beseitigen. Bisher erfolglos. Noch sind die Übertragungswege nicht erschlossen. „Es kann durch die Hände des Personals geschehen sein, aber ebenso gut über die Hände der Eltern“, so Stücker. Der Professor beruhigt: „Sollte es zu einer Infektion kommen, würden die Kinder mit Antibiotika behandelt und wieder gesund.“
Zum Verhängnis wurde dem Krankenhaus wohl seine eigenen Ideale. Andere Krankenhäuser untersuchen lediglich auf multiresistente Keime, nicht auf die gewöhnlichen. Stücker: „Wir wollen transparent sein.“