Bei ihm laufe
Helgi Münster verkauft seit 31 Jahren „American Boots“in der Hamburger City
Von JANINA HEINEMANN
Ein Laden voller Stiefel – das klingt nicht gerade nach einem Ort, an dem Männer gern einkaufen. Doch „American Boots“an den Colonnaden zieht Frauen und Männer gleichermaßen an. Alle Schuhe sind rahmengenäht und handgefertigt. Und manche Exemplare sehen ziemlich extravagant aus.
Mit „American Boots“verbinden die meisten Cowboystiefel und den Wilden Westen. Darüber kann sich Helgi Münster (73) minutenlang aufregen: „Auf den Mist habe ich keinen Bock. Wir reiten in Hamburg nicht mit Pferden herum. Ich würde verhungern, wenn ich meine Schuhe nur an Cowboys verkaufen würde.“
Trotzdem sind mehrere Regale bei „American Boots“bis unter die Decke mit sogenannten Westernstiefeln gefüllt – manche eher schlicht, viele dezent oder auffällig gemustert. Sogar ein Paar grellblaue HSV-Stiefel stehen auf dem obersten Regalbrett – eine limitierte Sonderedition für Münster. Es gibt aber eben auch schlichte, elegante Schuhe wie Stiefeletten, Mokassins, Bikerboots und einfach Halbschuhe. Alle sind aus Leder, alle rahmengenäht, alle mit gewölbtem Metallplättchen in der Sohle. „So kriegt man keine Plattfüße“, sagt Helgi Münster, der selbst nur Schuhe trägt, die so gefertigt wurden.
„Zum Glück gibt es genug Menschen, die etwas Gutes am Fuß haben wollen statt irgendwelcher geklebten Schuhe“, sagt der Ladeninhaber und verzieht ein wenig das Gesicht, als würden ihn solche Schuhe anwidern.
Für seine Kunden hat er immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, schäkert mit den Damen. Das gehört zu seinem Erfolg – immerhin gibt es
„Zum Glück gibt es genug Menschen, die etwas Gutes am Fuß haben wollen.“Helgi Münster
sein Geschäft seit 31 Jahren – dazu: „Man muss immer einen Spruch raushauen, sparsam und ein hanseatischer Kaufmann sein.“
Wenn Helgi Münster von seinen Schuhen und dem Laden erzählt, wird klar, wie sehr er das alles liebt. Deshalb arbeitet er auch nach wie vor jeden Tag und berät seine Kunden. Ans Aufhören mag er gar nicht denken – tut er aber dennoch. Denn einen möglichen Nachfolger will er einarbeiten, bevor er sich mit – so ist es angedacht – 75 Jahren langsam zurückzieht.
➤ Colonnaden 72, Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr