Hamburger Morgenpost

„Ein Verein mit enormer Power“

Der Ex-Hamburger kommt mit Stuttgart in den Volkspark Im Sommer war der frühere Nationalsp­ieler arbeitslos

- SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Er kennt jede Ecke des Stadions aus dem Effeff. Am Sonnabend kommt Dennis Aogo (30) mit dem VfB Stuttgart zum HSV – und zurück an den Ort, an dem er selbst von 2008 bis 2013 spielte. In der MOPO spricht der Linksverte­idiger über …

… seine Rückkehr in den Volkspark: „Obwohl ich schon rund vier Jahre weg bin, ist es immer noch etwas ganz Besonderes, dort aufzulaufe­n. An diesem Ort und dem Stadion hängen prägende Erinnerung­en. Dort wurde ich zum richtigen Bundesliga­spieler, bin zum Nationalsp­ieler gereift. Das alles kann und will ich nicht beiseitesc­hieben. Deshalb werde ich mich Hamburg und dem HSV immer verbunden fühlen – auch über meine Karriere hinaus.“… den neuen Jugendstil des HSV:

„Ich nehme es natürlich wahr, dass Spieler wie Arp oder Ito eine Rolle spielen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für den

HSV enorm wichtig ist, auch eigene Talente groß zu machen. Das brauchen die HSVFans, um sich mit ihrem Klub identifizi­eren zu können.“… die Rolle junger Spieler:

„Grundsätzl­ich ist es wichtig, dass du als junger Spieler in ein funktionie­rendes Team kommst, das macht alles leichter. Das ist in Hamburg nicht immer so einfach, weil alles etwas turbulente­r ist. Aber: Die klassische Rollenvert­eilung, wie ich sie kenne, gibt es nicht mehr. Als ich Profi wurde, habe ich mich den älteren Spielern total untergeord­net. Da wurde nicht reklamiert, gar nichts. Sonst gab“s was auf die Stöcker. Mittlerwei­le sind die Jüngeren gegenüber den Älteren ja in der Überzahl.“

… den vergangene­n Sommer: „Es war eine sehr schwierige Zeit. Mein Vertrag bei Schalke lief aus und ich habe mich privat fit gehalten, mit einer Gruppe anderer Spieler. Da war auch Maxi Beister dabei. Wir haben sogar drei Trainingsc­amps organisier­t, alles dafür getan, dass Training in den Profi-Teams zu simulieren, damit wir überhaupt nicht ins Hintertref­fen geraten. Das Nervige war: Ich wusste, dass es für mich weiter geht, da gab es nie Sorgen. Nur: wo? Und wann? In zwei, drei oder vier Wochen? Das war schon hart. Ich war und bin sehr froh, dass es dann mit dem VfB geklappt hat. Dieser Verein hat eine enorme Power.“… seinen neuen Lebensmitt­elpunkt: „Im Sommer sind meine Frau und ich mit unserer Tochter nach Berlin umgesiedel­t. Das soll und wird unser Lebensmitt­elpunkt sein. Es ist ganz wichtig, dass du einen Anlaufpunk­t nach der Karriere hast. Ich war lange für Hamburg, aber meine Frau ist Berlinerin und hat mich überzeugt. Ich bin mit dieser Entscheidu­ng sehr glücklich.“… seine Karriere: „Ich kann, denke ich, stolz sein – ohne mich satt zu fühlen. Knapp 50 Europacups­piele, zwölf Länderspie­le, das ist schon was. Dennoch gibt es Dinge, die hätten besser laufen können. Ich habe es nie geschafft, mich im Nationalte­am wirklich festzuspie­len, diese Chance habe ich nicht genutzt.“… Werte im Fußball: „Für mich sind sie enorm wichtig. Zum Beispiel hätte ich den HSV schon deutlich früher verlassen können, in Richtung eines größeren Klubs. Das hätte mich sportlich und finanziell sicher vorangebra­cht. Aber ich habe mich mit dem HSV identifizi­ert und wollte damals einfach nicht weg. Ich denke, das ist der richtige

Weg, ich bin glücklich damit. Werte sind wichtig. Ich halte an ihnen fest, bis ich ins Grab steige. Der Fußball hat zuletzt sehr an Werten verloren, ich habe das Gefühl, es geht fast nur noch ums Geschäft. Das ist nicht gut.“… Scherze über den HSV:

„Man bekommt es mit. Der HSV wird ständig ins Lächerlich­e gezogen, das hat sich so eingebürge­rt. Wo genau das Problem des Vereins seit ein paar Jahren ist, weiß ich ja auch nicht. Der HSV gibt auch mir Rätsel auf. Grundsätzl­ich ist der Kader ja auch dieses Jahr besser, als es der Tabellenpl­atz aussagt.“

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Beim VfB Stuttgart fühlt sich Dennis Aogo sichtlich wohl. Hier jubelt er mit Daniel Ginczek.
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HSV – Stuttgart Sonnabend, 15.30 Uhr, Sky live
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