„Ein Verein mit enormer Power“
Der Ex-Hamburger kommt mit Stuttgart in den Volkspark Im Sommer war der frühere Nationalspieler arbeitslos
Er kennt jede Ecke des Stadions aus dem Effeff. Am Sonnabend kommt Dennis Aogo (30) mit dem VfB Stuttgart zum HSV – und zurück an den Ort, an dem er selbst von 2008 bis 2013 spielte. In der MOPO spricht der Linksverteidiger über …
… seine Rückkehr in den Volkspark: „Obwohl ich schon rund vier Jahre weg bin, ist es immer noch etwas ganz Besonderes, dort aufzulaufen. An diesem Ort und dem Stadion hängen prägende Erinnerungen. Dort wurde ich zum richtigen Bundesligaspieler, bin zum Nationalspieler gereift. Das alles kann und will ich nicht beiseiteschieben. Deshalb werde ich mich Hamburg und dem HSV immer verbunden fühlen – auch über meine Karriere hinaus.“… den neuen Jugendstil des HSV:
„Ich nehme es natürlich wahr, dass Spieler wie Arp oder Ito eine Rolle spielen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für den
HSV enorm wichtig ist, auch eigene Talente groß zu machen. Das brauchen die HSVFans, um sich mit ihrem Klub identifizieren zu können.“… die Rolle junger Spieler:
„Grundsätzlich ist es wichtig, dass du als junger Spieler in ein funktionierendes Team kommst, das macht alles leichter. Das ist in Hamburg nicht immer so einfach, weil alles etwas turbulenter ist. Aber: Die klassische Rollenverteilung, wie ich sie kenne, gibt es nicht mehr. Als ich Profi wurde, habe ich mich den älteren Spielern total untergeordnet. Da wurde nicht reklamiert, gar nichts. Sonst gab“s was auf die Stöcker. Mittlerweile sind die Jüngeren gegenüber den Älteren ja in der Überzahl.“
… den vergangenen Sommer: „Es war eine sehr schwierige Zeit. Mein Vertrag bei Schalke lief aus und ich habe mich privat fit gehalten, mit einer Gruppe anderer Spieler. Da war auch Maxi Beister dabei. Wir haben sogar drei Trainingscamps organisiert, alles dafür getan, dass Training in den Profi-Teams zu simulieren, damit wir überhaupt nicht ins Hintertreffen geraten. Das Nervige war: Ich wusste, dass es für mich weiter geht, da gab es nie Sorgen. Nur: wo? Und wann? In zwei, drei oder vier Wochen? Das war schon hart. Ich war und bin sehr froh, dass es dann mit dem VfB geklappt hat. Dieser Verein hat eine enorme Power.“… seinen neuen Lebensmittelpunkt: „Im Sommer sind meine Frau und ich mit unserer Tochter nach Berlin umgesiedelt. Das soll und wird unser Lebensmittelpunkt sein. Es ist ganz wichtig, dass du einen Anlaufpunkt nach der Karriere hast. Ich war lange für Hamburg, aber meine Frau ist Berlinerin und hat mich überzeugt. Ich bin mit dieser Entscheidung sehr glücklich.“… seine Karriere: „Ich kann, denke ich, stolz sein – ohne mich satt zu fühlen. Knapp 50 Europacupspiele, zwölf Länderspiele, das ist schon was. Dennoch gibt es Dinge, die hätten besser laufen können. Ich habe es nie geschafft, mich im Nationalteam wirklich festzuspielen, diese Chance habe ich nicht genutzt.“… Werte im Fußball: „Für mich sind sie enorm wichtig. Zum Beispiel hätte ich den HSV schon deutlich früher verlassen können, in Richtung eines größeren Klubs. Das hätte mich sportlich und finanziell sicher vorangebracht. Aber ich habe mich mit dem HSV identifiziert und wollte damals einfach nicht weg. Ich denke, das ist der richtige
Weg, ich bin glücklich damit. Werte sind wichtig. Ich halte an ihnen fest, bis ich ins Grab steige. Der Fußball hat zuletzt sehr an Werten verloren, ich habe das Gefühl, es geht fast nur noch ums Geschäft. Das ist nicht gut.“… Scherze über den HSV:
„Man bekommt es mit. Der HSV wird ständig ins Lächerliche gezogen, das hat sich so eingebürgert. Wo genau das Problem des Vereins seit ein paar Jahren ist, weiß ich ja auch nicht. Der HSV gibt auch mir Rätsel auf. Grundsätzlich ist der Kader ja auch dieses Jahr besser, als es der Tabellenplatz aussagt.“