Autofahrer sehen rot
Ständig bricht der Verkehr zusammen. Wann wird das endlich besser? Der ADAC macht wenig Hoffnung
Am Mittwochabend legte ein Verkehrsinfarkt die Stadt lahm, am Donnerstagmorgen dann ein 24-Kilometer-Megastau auf der A7: Hamburgs Autofahrer sehen nur noch rot. Die MOPO fragte nach: Wie lang wird das noch so gehen? Die Beispiele zeigen: Jede kleinste Störung lässt den Verkehr kollabieren. Am Mittwoch waren zum Feierabend sowohl die A7 als auch die A1 überlastet. Der Verkehr staute sich immer weiter nach Hamburg rein – am Ende ging nichts mehr. Am Donnerstagmorgen die nächste Hiobsbotschaft: Eine Wasserlache sorgte für einen 24 Kilometer langen Stau auf der A7. Ab 6.30 Uhr musste die Autobahn zwischen dem Dreieck NordWest und Stellingen in Richtung Hamburg auf eine Spur verengt werden, bis die Feuerwehr das Wasser wieder abgepumpt hatte. Gefühlt war die Stau-Situation noch nie so schlimm wie in diesem Jahr. Doch Carsten Willms vom ADAC widerspricht: „Die Statistik gibt das nicht her.“Das Problem bestehe unverändert seit Jahren. „Akut lag das am Brückentag. Deswegen gab es ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen.“Auch der Verkehrsexperte selbst stand im Stau ... Das Problem schildert SPD-Fraktionschef Andreas Dressel: Jahrzehntelang haben Senate, ob nun unter der SPD oder der CDU, zu wenig in die Straßen investiert. Jetzt muss an allen Ecken gebaut, repariert und erweitert werden. Allein im innerstädtischen Bereich haben wir laut Willms pro Jahr knapp 30 000 Baustellen. Der boomende Wohnungsbau verschärft die Situation weiter, weil auch hier öfters Straßen gesperrt werden. „Vor 20 Jahren konnte man in Hamburg noch wunderschön Auto fahren“, sagt Willms. Seitdem aber ist das Verkehrsaufkommen derart gewachsen, dass das System am Limit ist, jede zusätzliche Belastung sorgt für den Infarkt. Und Willms stellt auch gleich klar, dass das so schnell nicht besser wird. „Beim jetzigen Planungsstand des Senats dauert das noch zehn Jahre.“Zusammengefasst: Die Baustellen in der Stadt und auf den Autobahnen sind die Kröte, die wir schlucken müssen, damit es langfristig besser wird. Und was würde noch helfen? „Der Ausbau des ÖPNV und der Fahrradwege – anders wird es nicht gehen.“Da sind sich Willms und Dressel einig.
„ Allein in der City gibt’s knapp 30 000 Baustellen pro Jahr“Carsten Willms, ADAC