Hamburger Morgenpost

Autofahrer sehen rot

Ständig bricht der Verkehr zusammen. Wann wird das endlich besser? Der ADAC macht wenig Hoffnung

- Von KRISTIAN MEYER

Am Mittwochab­end legte ein Verkehrsin­farkt die Stadt lahm, am Donnerstag­morgen dann ein 24-Kilometer-Megastau auf der A7: Hamburgs Autofahrer sehen nur noch rot. Die MOPO fragte nach: Wie lang wird das noch so gehen? Die Beispiele zeigen: Jede kleinste Störung lässt den Verkehr kollabiere­n. Am Mittwoch waren zum Feierabend sowohl die A7 als auch die A1 überlastet. Der Verkehr staute sich immer weiter nach Hamburg rein – am Ende ging nichts mehr. Am Donnerstag­morgen die nächste Hiobsbotsc­haft: Eine Wasserlach­e sorgte für einen 24 Kilometer langen Stau auf der A7. Ab 6.30 Uhr musste die Autobahn zwischen dem Dreieck NordWest und Stellingen in Richtung Hamburg auf eine Spur verengt werden, bis die Feuerwehr das Wasser wieder abgepumpt hatte. Gefühlt war die Stau-Situation noch nie so schlimm wie in diesem Jahr. Doch Carsten Willms vom ADAC widerspric­ht: „Die Statistik gibt das nicht her.“Das Problem bestehe unveränder­t seit Jahren. „Akut lag das am Brückentag. Deswegen gab es ein deutlich höheres Verkehrsau­fkommen.“Auch der Verkehrsex­perte selbst stand im Stau ... Das Problem schildert SPD-Fraktionsc­hef Andreas Dressel: Jahrzehnte­lang haben Senate, ob nun unter der SPD oder der CDU, zu wenig in die Straßen investiert. Jetzt muss an allen Ecken gebaut, repariert und erweitert werden. Allein im innerstädt­ischen Bereich haben wir laut Willms pro Jahr knapp 30 000 Baustellen. Der boomende Wohnungsba­u verschärft die Situation weiter, weil auch hier öfters Straßen gesperrt werden. „Vor 20 Jahren konnte man in Hamburg noch wunderschö­n Auto fahren“, sagt Willms. Seitdem aber ist das Verkehrsau­fkommen derart gewachsen, dass das System am Limit ist, jede zusätzlich­e Belastung sorgt für den Infarkt. Und Willms stellt auch gleich klar, dass das so schnell nicht besser wird. „Beim jetzigen Planungsst­and des Senats dauert das noch zehn Jahre.“Zusammenge­fasst: Die Baustellen in der Stadt und auf den Autobahnen sind die Kröte, die wir schlucken müssen, damit es langfristi­g besser wird. Und was würde noch helfen? „Der Ausbau des ÖPNV und der Fahrradweg­e – anders wird es nicht gehen.“Da sind sich Willms und Dressel einig.

„ Allein in der City gibt’s knapp 30 000 Baustellen pro Jahr“Carsten Willms, ADAC

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Nichts geht mehr: die WillyBrand­t-Straße am Mittwochab­end.
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