Radler-Protest gegen umgebaute Osterstraße
Das passiert, wenn man einen Polizisten bedroht Eimsbüttel Demo mit Kuscheltieren, Dosen und Klobürsten
Mit gezückten Pistolen und einem kugelsicheren Schild stehen die Beamten vor einer Balkontür, ein Polizist schleppt auf der Schulter einen Spürhund heran: Was war da an der Griegstraße in Othmarschen los?
Tatsächlich haben die Beamten zwei Haftbefehle gegen einen 22-Jährigen vollstreckt – wegen Diebstahls und Urkundenfälschung. Der junge Täter war bereits zu Geldstrafen verurteilt worden. Doch er zahlte nicht.
Klingt nach keiner großen Sache – doch als die Beamten das erste Mal vor der Tür standen, sprang der Mann von seinem Balkon im Hochparterre und flüchtete.
Vergangene Woche fuhren die Einsatzkräfte erneut zur Wohnung. Diesmal waren sie aber auf alles vorbereitet, nahmen sogar einen Spürhund mit. Der Täter öffnete wieder nicht die Tür, Beamte versperrten jetzt aber den Balkon. Von drinnen soll der Mann dann die Beamten bedroht haben – deshalb der schwer bewaffnete Einsatz. Am Ende konnte der Mann dann festgenommen werden – er versteckte sich hinter einer Schrankwand ... Der Umbau der Osterstraße in Eimsbüttel – nach knapp zwei Jahren ist er nun endlich fertig. Gestern wurde die Straße wieder freigegeben. Neben all der Freude stößt die Fertigstellung aber auch auf Protest.
Kai Ammer, Mitglied der Initiative „Kurs Fahrradstadt“, ist nicht zufrieden: „Die Osterstraße steht stellvertretend für viele neue Bauvorhaben, bei denen Radfahrende höchstens die zweite, wenn nicht gar die dritte Geige spielen. Damit muss Schluss sein!“
Konkret gehe es um die fehlende Trennlinie auf der Straße. So müssen sich Radler und Autofahrer die enge Straße teilen – das gehe aber selten gut. Viele Autofahrer würden sich beim Überholen nicht an den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand halten. Das sei mehr als lebensgefährlich. Daher demonstrierten Ammer und circa 100 Aktivisten gestern Mittag auf der Osterstraße – und bauten sich ihre ganz eigene Trennlinie. Sie legten Klobürste, Dosen, Räder und Kuscheltiere auf die Straße und demonstrierten mit ihren Rädern die Probleme für Radfahrer.
Differenzierter sieht das der ADFC. Zwar moniert auch der Fahrradclub die enge Verkehrsführung, die Radfahrer gefährde und manche zum Ausweichen auf den Fußweg verleite. Zudem habe man sich durchgehend Tempo 30 gewünscht.
Dennoch sei die Situation jezt sehr viel besser. „Der Umbau zeigt, wie es mit mutigen Ansätzen gelingen kann, Straßenräume aufzuwerten und ,Boulevardatmosphäre‘ zu schaffen: durch den Abbau von Parkplätzen zugunsten von mehr Platz für Fußgänger, ansprechende Bänke, große Baum- und Blumeninseln und lange Mittelinseln.“. Mitglieder der Initiative „Kurs Fahrradstadt“protestieren auf der neuen Osterstraße und trennen den Radweg mit Klobürsten ab.