Geht es auch ohne Kühne?
Die MOPO hat nachgerechnet.
Er ruderte dann prompt wieder ein wenig zurück. War doch alles nicht böse gemeint, so die Botschaft von Klaus-Michael Kühne am Tage nach seinem offenen Brand-Brief, der den gesamten HSV aufschreckte. Am Dienstag forderte er noch vehement einen neuen Aufsichtsrat, der auch seinen Wünschen entspricht, nun erklärte er auf der HSVHomepage: „Ich pflege mit dem aktuellen Vorstand und dem sportlichen Bereich einen professionellen (...) sehr vertraulichen Austausch, bei dem es weder um Einflussnahme noch um (...) Manöverkritik (...) geht.“Nun denn.
Dass Kühne seine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat, ist nicht neu. Innerhalb des HSV aber stellt sich die Frage: Will man sich das noch gefallen lassen? Oder kann der HSV auch ohne Kühne?
In den vergangenen Jahren war es sein Geld, das stets die Lizenz sicherte. Mehr als 100 Millionen Euro pumpte Kühne in den Verein. Ohne diese Kohle wird es eng. Die Folge: Der HSV müsste darauf setzen, im Sommer Stars seines ohnehin dünn besetzten Kaders zu verkaufen. Filip Kostic wäre ein Kandidat, vielleicht sogar Sturm-Hoffnung Fiete Arp (Vertrag bis 2019). Auch die angedachte Verlängerung mit Nicolai Müller (für 2,8 Mio. Euro pro Jahr) könnte sich der Klub nicht leisten. Aber ob das reicht? FinanzVorstand Frank Wettstein prophezeite Ende Oktober, dass der HSV erneute Steuernachzahlungen zu erwarten habe. Die dürften im Mehr-Millionen-Bereich liegen. Und: 2019 wird eigentlich die Rückzahlung der Fan-Anleihen (insgesamt 17,5 Millionen Euro) fällig.
Der HSV-Vorstand, das wird deutlich, ist bemüht, Kühne zu umgarnen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der Mäzen gestern via Klub-Homepage wünschen durfte, „dass die Auswahlprozesse für die Aufsichtsratswahl schnell professioneller werden“und das Gremium „bestmöglich zusammengestellt wird“. Dass Kühne damit den für die Auswahl verantwortlichen Präsidenten Jens Meier auf der vereinseigenen Homepage (!) anzählen darf, zählt zu den Vorgängen, die so wohl nur beim HSV möglich gibt. Mehr noch: Kühne wünscht sich, dass sich der Vorstand „handlungs- und entscheidungsfreudig zeigt, was die Vertragssituation von Nicolai Müller und Fiete Arp angeht“.
Aber er will sich ja nicht einmischen.