Sogar Schafe (er)kennen Obama
Kuriose Tests im Kampf gegen ein ernstes Problem. Ergebnis: So blöd sind die Tiere gar nicht
Donnerstag, 9. November 2017 Cambridge – Sicher, so ein Schaf gilt nicht als Ausbund an Intelligenz. Doch Vorsicht: Die Tiere sind alles andere als blöd. Das bewiesen sie jetzt in einem ungewöhnlichen Experiment an der Universität Cambridge. Die wolligen Wiederkäuer erwiesen sich bei der Gesichtserkennung als erstaunlich begabt.
Ein Team um die Neurobiologin Jenny Morton lotste für die Versuche acht Schafe einzeln in einen Raum, in dem ihnen jeweils zwei Fotos auf Computer-Bildschirmen präsentiert wurden. Wählten sie in der Trainingsphase durch Anstupsen das richtige aus, bekamen sie ein Leckerli. Wählten sie das andere Bild, ertönte ein Summton und es gab nichts.
So lernten die Tiere die Konterfeis der Schauspielerin Emma Watson, von ExUS-Präsident Barack Obama, Schauspieler Jake Gyllenhaal und BBC-TV-Moderatorin Fiona Bruce kennen. Zuerst im Vergleich zu einem schwarzen Bildschirm, dann im Vergleich zu einem kopfähnlichen Objekt – etwa einer Stalllaterne.
Im Test selbst mussten sie die Promi-Gesichter dann schließlich aus zwei Porträts auswählen – das zweite zeigte jeweils ein fremdes, ähnliches Gesicht.
Das erstaunliche Ergebnis: In 71 bis 79 Prozent der Durchgänge liefen die Schafe auf das zuvor gesehene Foto zu und ließen das „falsche“links liegen. „Das ist signifikant mehr als nur zufällig“, betonen die Forscher. In einem weiteren Durchgang machten sie es den Tieren noch schwerer: Sie zeigten den Schafen die Porträts leicht nach rechts oder links gedreht. Und tatsächlich: Selbst im Halbprofil lag die Trefferquote noch immer bei 68 Prozent.
Die Testreihe hat einen ernsten Hintergrund: In Cambridge wird zu Chorea Huntington geforscht. Diese Erkrankung geht bei Menschen unter anderem mit dem Verlust der Fähigkeit einher, Gesichter wiederzuerkennen. Endstadium Demenz, keine Heilungschancen.
Neurobiologin Jenny Morton hofft nun, über die Gesichtserkennung bei den Schafen neue Erkenntnisse über die Hirnfunktion zu bekommen: „Wir können erkennen, wie schnell und was sie lernen“, sagte sie dem „Guardian“. Die Hoffnung: Irgendwann ein Medikament gegen die tückische Krankheit entwickeln zu können.