Hamburg im IndienLook
Von bizarr bis lebensnah: So sehen Comic-Künstler unsere Stadt
Um den Telemichel windet sich eine riesige Schlange, auf dem Kaispeicher A thront statt der Elphi das historische Stadttor der indischen Metropole Hyderabad: So bizarr sieht Hamburg in einem deutsch-indischen Comic aus, der zurzeit im Rathaus ausgestellt ist. Eins von mehreren aktuellen Beispielen, in denen unsere Stadt zum Schauplatz von Bildergeschichten wird.
„The Cities Beneath“heißt die west-östliche Koproduktion, die im Rahmen der „India Week“zu sehen ist. Der Grafiker Fabian Stoltz (45) aus der Schanze und der indische Szenarist und Journalist Jai Undurti (36) haben gemeinsam eine Story entwickelt, in der hinduistische Mythologie und Hamburger Gegenwart sich vermischen.
Die Story: In einem Schützengraben im Ersten Weltkrieg treffen ein indischer Soldat, der aufseiten der Briten kämpft, und ein Hamburger Landser aufeinander. Sie gelangen in eine surreale Unterwelt, werden von einem Schlangengott gebissen, schaffen es aber bis an die Oberfläche – und stehen plötzlich im Hamburg von heute. Nur dass das Schlangengift die Stadt irgendwie seltsam aussehen lässt ...
„Es gibt eine alte Legende über eine verborgene Stadt unterhalb meiner Heimatstadt Hyderabad“, erklärt Undurti. „Das war der Ausgangspunkt für die Geschichte, die beide Städte miteinander verbindet.“
Ob das Projekt als Comic erscheinen wird, ist laut Stoltz noch unklar: „Aber Anfang 2018 soll die Ausstellung in Hyderabad fortgesetzt werden.“
Auch in der hervorragenden Graphic Novel „Fußnoten“der aus Buenos Aires stammenden Wahl-Hamburgerin Nacha Vollenweider überlagern sich zwei Realitäten: die des heutigen Hamburg und die der Militärdiktatur in Argentinien, unter der Vollenweiders Familie in den 70ern zu leiden hatte.
Tragisch-witzig bis sarkastisch und sehr lebensnah sind die Hamburg-Abenteuer von Kathrin Klingners Heldin in „Katze hasst Welt“(96 S., 18 Euro). Ihr Kunststudium scheitert, ihr Job im Kiez-Café nervt, ihre Beziehung geht kaputt – doch Katze erträgt alles mit einer mürrischen Trotzigkeit, die den Leser unweigerlich grinsen lässt.