Hamburger Morgenpost

Opel startet neu durch

Keine Werksschli­eßungen, keine Kündigunge­n, Konzern setzt in Zukunft auf Elektroaut­os

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Rüsselshei­m – Sie waren auf das Schlimmste gefasst. Als Opel vom französisc­hen PSA übernommen wurde, befürchtet­en die rund 19000 Beschäftig­ten in Deutschlan­d einen Kahlschlag: Werksschli­eßungen, Kündigunge­n, kaum noch eigene Entwicklun­gen. Doch seit gestern können die Opelaner aufatmen – vorerst. Der Neustart wird weit weniger schmerzhaf­t als befürchtet.

100 Tage hatte der neue Opel-Chef Michael Lohschelle­r Zeit, um für die krisengesc­hüttelte Marke aus Rüsselshei­m eine neue Zukunftsst­rategie zu entwickeln. Gestern stellte er das Projekt „Pace“vor. Das heißt Tempo. Lohschelle­r und PSA-Chef Carlos Tavares machten denn auch klar, dass es keine Zeit zu verplemper­n gilt. Und die Ziele sind ehrgeizig:

Schon in drei Jahren will Opel wieder Gewinne schreiben. Zuletzt war das 1999 der Fall. Ziel sei es, die Kosten pro Fahrzeug um 700 Euro zu senken. Bis 2020 sollen jedes Jahr 1,1 Milliarden Euro eingespart werden.

Schon ab 800 000 verkauften Fahrzeugen will man wieder profitabel sein, derzeit liegt man weit unter dieser Marke.

Lohnkosten sollen durch neue Arbeitskon­zepte, freiwillig­e Abfindungs­programme und Altersteil­zeit

gesenkt werden.

Das Entwicklun­gszentrum in Rüsselshei­m soll zum globalen Kompetenzz­entrum für die gesamte PSA-Gruppe (Peugeot,

Citroën, Opel) ausgebaut werden.

Im Jahr 2020 will Opel vier Elektro-Modelle inklusive des neuen Corsa auf dem Markt haben und vier Jahre später jedes Modell auch in einer E-Variante anbieten können.

Mithilfe des Mutterkonz­erns will Opel in Zukunft seine Autos auch außerhalb Europas verkaufen. Das war unter dem Dach von GM nicht möglich.

Ehrgeizige Pläne also. Und PSA-Chef Tavares drückt aufs Tempo: „Es muss ganz klar sein, dass wir bisher nur fünf Prozent geleistet haben. 95 Prozent liegen noch vor uns.“Die Situation sei weiterhin „dramatisch“. Und Lohschelle­r ergänzte: „Veränderun­gen müssen an der Spitze beginnen, die Treppe wird von oben gekehrt!“Dennoch: „Dies ist ein großer Tag für Opel!“

Allerdings: Über all die Pläne muss noch mit dem Gesamtbetr­iebsrat verhandelt werden. Keine Kündigunge­n, keine Werksschli­eßungen – das sei eine Basis, auf die wir kommende Verhandlun­gen aufbauen können“, so der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende.

 ??  ?? Lassen die Opelaner nicht im Regen stehen, drücken aber gehörig aufs Tempo: PSA-Chef Carlos Tavares und Deutschlan­d-Chef Michael Lohschelle­r (Foto unten rechts)
Lassen die Opelaner nicht im Regen stehen, drücken aber gehörig aufs Tempo: PSA-Chef Carlos Tavares und Deutschlan­d-Chef Michael Lohschelle­r (Foto unten rechts)
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In keinem der Opel-Werke in Deutschlan­d (hier Rüsselshei­m) sollen die Bänder künftig stillstehe­n.
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