Öko-Demo in Bonn: „Merkel verschläft den Klimaschutz!“
Attac erhöht den Druck auf UN-Megakonferenz
Bonn – Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Bonn schlagen Attac-Gruppen, Grüne, Linke und der BUND Alarm. Rund 2000 Demonstranten aus ganz Deutschland verlangten gestern ein Umsteuern in der Klimapolitik. Die Mammutkonferenz mit 25 000 Teilnehmern komme nicht voran, beklagte ein Sprecher von Attac. „Frau Merkel verschläft den Klimaschutz“, stand auf Transparenten.
Auf der Konferenz selbst hatten die Amerikaner gestern ihren großen Auftritt. „Die Vereinigten Staaten sind noch immer Teil des Pariser Abkommens“, sagte der frühere US-Vizepräsident Al Gore. Die USA könnten das Abkommen erst am 4. November 2020 verlassen, einen Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl. „Das ist eine gute Nachricht.“In der Zeit bis dahin würden viele amerikanische Bundesstaaten, Städte und Konzerne alles tun, um zur Umsetzung des Abkommens beizutragen.
Tatsächlich sind die Amerikaner auch in Bonn mit einer Delegation vertreten. Diese verhalte sich konstruktiv und behindere die ohnehin zähen Verhandlungen bisher nicht, hieß es.
Der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, die US-Bevölkerung fühle sich den Zielen von Paris weiter verpflichtet, „und es gibt nichts, was Washington tun kann, um uns daran zu hindern.“Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown betonte, die USA hätten ein föderales System: „Bundesstaaten haben wirkliche Macht.“Sie könnten die Politik von Trump unterlaufen. UN-Klimachefin Patricia Espinosa lobte die Reden als „inspirierend“. Ganz anders Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie sprach sich für eine wirtschaftsverträgliche Klimapolitik aus: „Wenn Stahlwerke, Aluminiumwerke, Kupferhütten, wenn die alle unser Land verlassen und irgendwohin gehen, wo die Umweltvorschriften nicht so gut sind, dann haben wir für das Klima auf der Welt auch nichts gewonnen“, sagte Merkel in einer Videobotschaft.
Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron werden in dieser Woche auf der Konferenz erwartet.