Sex, Suff Eitelkeiten
„Spiegel“-Gr nder Rudolf Augstein (✝79) kroch volltrunken über die Ost-West-Straße. StarAutor Fritz J. Raddatz (✝83) behauptete, mit 1000 Männern (und 20 Frauen) geschlafen zu haben. Und Helmut Schmidt? Dem „quoll seine Selbstherrlichkeit aus den Ohren“. Wer das berichtet? Heide Sommer (76), langjährige Sekretärin dieser Herren. In einem Interview mit dem „SZ-Magazin“packt sie jetzt erstmals aus.
Von THOMAS HIRSCHBIEGEL
Jung, attraktiv, gebildet und aus gutem Haus. Heide Sommer hatte es 1963 leicht, Sekretärin im Politik-Ressort der „Zeit“am Speersort zu werden. Bei gemeinsamen Betriebsausf ügen von „Zeit“und „Stern“mit Sonderzügen und tollen Hotels in europäischen Metropolen kam Heide Sommer dem späteren „Zeit“Chefredakteur Theo Sommer (87) näher, heiratete ihn und bekam später zwei Söhne. Heide Sommer kündigte schließlich bei der „Zeit“und wurde Sekretärin des Schriftstellers Carl Zuckmayer (1896-1977) in der Schweiz. 1969 kehrte sie nach Hamburg zurück und ging zum „Spiegel“.
Anfang der 70er Jahre wurde sie Zeugin von Augsteins schwerer Alkoholsucht: „Nach einem Mittagessen krabbelte er volltrunken über die Ost-West-Straße. Die gesamte Belegschaft des ,Spiegels‘ stand an den Fenstern und gaffte. Ich fand das pervers und schämte mich für die Kollegen.“
Heide Sommer schildert den „Spiegel“-Gründer als einen „scheuen Mann“, der Probleme hatte, f üssig zu sprechen. Auch angebaggert habe er sie, an einem Wochenende kam der Anruf des verheirateten Magazingründers: „Haidäh, willst du mit mir leben?“
„Er tat mir leid“, so die 76-Jährige jetzt im „SZ-Magazin“. 1972 wurde sie bei Augsteins Hochzeit mit Gisela Stelly Trauzeugin.
Bis zu seinem Freitod im Jahr 2015 war Heide Sommer dann für den Star-Autor Fritz J. Raddatz tätig – einen Exzentriker, der in Harvestehude lebte und behauptete, Sex mit 1000 Männern und 20 Frauen gehabt zu haben. Heide Sommer: „Raddatz war ähnlich zerrissen und einsam wie Augstein, aber für solche Menschen habe ich ein großes Herz. Er hatte ein riesiges Ego, aber kein Selbstbewusstsein ...“
Und er litt laut Sommer extrem darunter, dass die Welt ihn nicht als großen Schriftsteller wahrnahm. Insgeheim sah Raddatz sich in einer Liga mit Günter Grass.
Später war Heide Sommer in Raddatz’ Pläne eingeweiht, in der Schweiz aus dem Leben zu schei-
„Helmut Schmidt quoll seine Selbstherrlichkeit aus den Ohren ...“