Die Nacht der großen Gefühle
Der frühere St. Pauli-Profi feiert DFB-Debüt. Kiezkicker gratulieren
Er hatte sich Zeit gelassen. Als vorletzter Spieler war Marcel Halstenberg aus der Kabine der deutschen Mannschaft im Inneren des Wembley-Stadions gekommen, kein Kollege vor ihm aber hatte ein solch breites Lächeln zu bieten wie er.
Sie hatten ihm Glück gewünscht. „Lasse Sobiech, Marc Rzatkowski, Christopher Buchtmann.“Der 26-Jährige zählte sie auf, die „alten“St. Pauli-Kollegen, die sich gemeldet, die sich mitgefreut hatten, über den nächsten, über den ganz großen Karriereschritt. „Bundesliga, Champions League, jetzt das Debüt in der Nationalmannschaft, das alles in der kurzen Zeit, das sind große Gefühle“, sagte Halstenberg im Gespräch mit der MOPO. „Ich habe nie aufgegeben, um mir diesen Kindheitstraum zu erfüllen.“
Er wurde wahr in Wembley, auf Englands heiligem Rasen. Als er diesen betrat, hätten die Knie weich werden können. Halstenberg aber blieb ganz ruhig. Er hatte sich umgeschaut in dem riesigen Rund und festgestellt, „dass das Stadion noch nicht ganz voll war. Das war ganz gut“.
Ganz gut. So lautete auch sein Urteil über die gezeigte Leistung. In der zweiten Halbzeit habe er zwar nicht mehr so viele Ballkontakte gehabt, „aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht“. In der Kabine kam dann Bundestrainer Joachim Löw zu ihm – und gratulierte. „Er hat das ohne Nervosität gemacht, hat sauber hinten rausgespielt. Deswegen war ich absolut zufrieden“, stellte der Weltmeister-Coach fest.
Chance genutzt also, Halstenberg darf wiederkommen. Das Debür kam zu einem perfekten Zeitpunkt. Seine Frau Franziska, die 2013 schon mit ihm nach Hamburg gezogen war, feierte gestern Geburtstag. Vor 13 Monaten hatten sie geheiratet, Franziskas Ehrentag konnte das Paar gemeinsam in London genießen. „Sie war auch im Stadion“, verriet Halstenberg der MOPO. „Wir werden abends schön essen gehen.“
Für Sobiech, Rzatkowski und Buchtmann könnte das bedeuten, dass sie sich noch etwas gedulden müssen. „Aber ich werde ihnen noch antworten“, versprach Halstenberg. Es seien schließlich Freundschaften entstanden, damals beim Kiezklub. „Dort habe ich mich nach oben gearbeitet“, schaute der gebürtige Laatzener zurück.
Den Blick nach vorn wollte er hingegen nicht wagen. Die WM? Nun ja. „Daran denke ich noch nicht“, sagte er. „Erst mal freue ich mich einfach.“