So wichtig ist mir Geld wirklich
Das ehrliche Interview:
Er zählte im vergangenen Sommer zu den Hoffnungsträgern auf bessere Zeiten. Sechs Millionen Euro ließ sich der HSV die Verpflichtung von André Hahn aus Gladbach kosten, doch der Angreifer hat im bisherigen Verlauf der Saison noch nicht gezündet – und fand sich zuletzt auf der Ersatzbank wieder. In der MOPO spricht der 27-Jährige exklusiv über seine persönliche Situation, den TalenteBoom in Hamburg und seinen Umgang mit Geld.
MOPO: Herr Hahn, zuletzt gegen Stuttgart (3:1) standen Sie das erste Mal in dieser Saison nicht in der HSV-Startelf – und direkt gab es einen Sieg. Enttäuscht?
André Hahn: Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, ich war glücklich, auch mal auf der Bank zu sitzen. Fakt ist aber auch, dass der mannschaftliche Erfolg zählt, deswegen haben wir alle einen Teamsport gewählt. Wenn der Trainer so eine Entscheidung trifft, dann hat man das zu akzeptieren und sich als Person dem Team unterzuordnen. Der Trainer hat ja auch Recht behalten. Wir haben das Spiel gewonnen, das freut mich sehr und war enorm wichtig. Fällt es Ihnen schwer, sich unterzuordnen?
Natürlich ist es in dem Moment nicht so leicht und man ist auch ein bisschen enttäuscht. Das hakt man aber schnell ab. Wenn die Mannschaft gewinnt, habe auch ich gewonnen. Es ist wichtig, dass man als Team eng zusammensteht und niemand Stress macht, wenn er mal draußen sitzt. Jeder muss sich unterordnen. Sonst hätte er Tennis spielen sollen. Vorwerfen kann man Ihnen, dass Sie bislang zu wenig aus ihren Chancen gemacht haben. Stimmen Sie zu? Ja. Ich hatte zehn Spiele lang meine Chance. Es waren gute und nicht so gute Spiele dabei. Unter dem Strich fehlen mir leider einfach meine Tore. Ich hatte in fast jedem Spiel eine Großchance, konnte diese aber – mal abgesehen von Köln – nicht nutzen. Da ist es dann verständlich, dass der Trainer irgendwann sagt, dass jetzt ein anderer seine Chance bekommt. Wie gehen Sie mit dieser neuen Situation um? Ich bin nicht der Typ, der schnell den Kopf in den Sand steckt. Man muss arbeiten und kämpfen, damit man spielt. Im Fußball geht es so schnell. Morgen spielt man wieder, macht zwei Tore und ist der Held. Zwei Wochen später trifft man das Tor nicht mehr und alle hauen drauf. Das ist das Fußballgeschäft. Ich weiß aber, was ich kann, habe schon viele Tore geschossen und werde auch in Zukunft noch viele Tore schießen. Für Furore und letztlich auch für ihren Bankplatz sorgten zuletzt beim HSV junge Spieler wie Fiete Arp oder Tatsuya Ito. Wie verfolgen Sie diese Entwicklung? Ich begleite das mit sehr viel Freude. Fiete mit seinen zwei Toren in drei Spielen, das ist stark. Er arbeitet hart und gut. Wenn die Jungs ruhig weiterarbeiten, haben sie eine große Zukunft vor sich. Davon sind wir alle ein Teil, in dem wir ihnen helfen. Das Umfeld ist sehr wichtig für die Jungs. Ich freue mich darüber, dass aus der eigenen Jugend Talente hochkommen, auch wenn es gerade auf meine Kosten geht. Wenn man gute Nachwuchsspieler hat, haben sie auch das Recht, eine Chance zu bekommen. Auch Sie haben früher in der HSV-Jugend gespielt. Um die Bundesliga zu erreichen, mussten Sie allerdings einige Umwege gehen. War der Weg nach oben für Sie schwieriger? Der Weg ist immer schwer. Ich habe eine andere Vergangenheit als Fiete. Als ich so alt war wie er, habe ich noch in der Landesliga gespielt. So eine Talentförderung und auch U-Nationalmannschaften, wie es sie heute gibt, kannte ich damals gar nicht. Dass Fiete jetzt diesen Weg geht und in jungen Jahren schon diese Erfahrung sammeln darf, freut mich sehr. Trotzdem muss man auch aufpassen. Er ist erst 17. Wie sagt man so schön, er darf noch nicht mal allein mit dem Auto hier vorfahren. Man muss das alles gut einordnen und den Jungen weiter gut fördern. Nicht nur für junge Spieler, sondern allgemein spielt auch das Geld im Fußball eine immer größere Rolle. Wie gehen Sie mit dem Thema um? Die Summen im Fußball sind enorm, darüber muss man nicht diskutieren. Das ist jedem auch bewusst. Der Markt gibt es aber einfach her. Ich bin sehr bodenständig groß geworden und sorge extrem viel für meine Zukunft vor. Es gibt ganz wenig Menschen, die in jungen Jahren schon so gutes Geld verdienen und sich direkt für die Zukunft absichern können. So eine Chance sollte man nutzen. Wofür geben Sie denn gerne Geld aus?
Ich möchte schön wohnen, ein schönes Auto fahren und mit meinen Klamotten einverstanden sein. Außerdem gehe ich mit meiner Familie sehr gerne essen. Damit habe ich schon sehr viel Lebensqualität, für die ich äußerst dankbar bin.