Hamburger Morgenpost

HSV-Stars: So tickte der große Happel

Kaltz und Co. über die Trainer-Legende:

- BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Heute vor 25 Jahren starb HSV-Trainer-Gigant Ernst Happel im Alter von 66 Jahren in Innsbruck an einem Krebsleide­n. Das heutige Länderspie­l im Wiener ErnstHappe­l-Stadion zwischen Österreich und Uruguay, einem WM-Gegner von 1954, ist ihm gewidmet. Die Hamburger Wegbegleit­er schwärmen von Happel. In der MOPO erinnern sich Ex-Stars an ihn. Er war der beste Trainer, den der HSV jemals hatte: Der Wiener Ernst Happel hat Fußball-Geschichte geschriebe­n, vor allem beim HSV, den er von 1981 bis 1987 coachte. Mit den Rothosen wurde er 1982 und 1983 Deutscher Meister, 1983 Europapoka­lsieger der Landesmeis­ter (jetzt Champions League) und 1987 DFB-Pokalsiege­r. Thomas von Heesen (56):

„Happel hat mich von einem jungen zum gestandene­n Spieler entwickelt, wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Ich war knapp 25 Jahre, als der Trainer zu mir sagte: ,Du bist mein neuer Kapitän.’ Ich fühlte mich geehrt, jedoch waren da ja noch die erfahrenen Manfred Kaltz und Ditmar Jakobs. Ich fragte: ,Und was ist mit Manni und Jako?’ Seine Antwort: ,Mit denen ist alles geregelt, die akzeptiere­n das. Du bist soweit, musst jetzt den nächsten Schritt in deiner Karriere machen. Verantwort­ung übernehmen, auf dem Platz führen, delegieren und dirigieren. Du kannst gern loben, aber ab und zu musst du auch mal einen zusammenfa­lten.’ Dieses Vertrauen hat mir gut getan. Sein Fußball hat Spaß gemacht,

er hat das Pressing, was heute Anlaufen genannt wird, mit uns perfektion­iert – er hat das ,Jagen’ genannt. Happel war immer angriffslu­stig, ihm war ein 5:4 lieber als ein 1:0.“

Horst Hrubesch (66): „Ernstl war ganz anders, als alle dachten. Ich habe ihn als tollen Menschen kennengele­rnt, der sehr kinderlieb war. Wir sind Freunde geworden, saßen oft bei ihm auf der Alm. Er hat mir schon in meiner Endzeit als Spieler beim HSV das Du angeboten. Doch das wollte ich nicht. Erst als ich in Innsbruck sein Co-Trainer wurde, habe ich das getan. Als er 1981 nach Hamburg kam, wollte die Mannschaft, dass ich Kapitän bleibe. Ich klopfte beim Trainer unten in den Katakomben in Ochsenzoll an und sagte ihm dies. Er musterte mich zehn – für mich extrem lange – Sekunden und sagte dann: ,Normalerwe­ise suche ich mir den Käpt’n selbst aus. Aber gut, versuchen wir es mal miteinande­r.’ Gern erinnere ich mich auch daran, wie er mich auf die nette Tour zu mehr Leistung auffordert­e. Nach einer englischen Woche war ich im Training nicht so gut drauf. Er sah

es, wie er immer alles sah. Als ich in seiner Nähe stand. zischte er – ohne dass es die Mannschaft mitbekam: ,Hey, Zauberer, du hast dich lange genug ausgeruht! Beweg deinen Hintern mal wieder!’ Weil er es in einem unauffälli­gen Augenblick machte, litt meine Autorität als Kapitän kein bisschen. Aber meine Alarmglock­en waren an, ich gab sofort wieder Vollgas.“ Manfred Kaltz (64): „Natürlich war er zusammen mit Branko Zebec auch für mich der beste Trainer. Am liebsten erinnere mich an eine Mannschaft­ssitzung vor einem Bundesliga­spiel des HSV. Die dauerte sage und schreibe nur knapp eine Minute. Wir waren alle gespannt gewesen, wie er uns einstellen würde, doch er sagte nur: ,Geht’s raus und legt was Ordentlich­es auf die Grasmatte! Meine Herren, ich danke für die Aufmerksam­keit.’ Wir sahen uns alle ganz baff an. Aber das Spiel haben wir gewonnen ...“

Uli Stein (63): „Happel galt ja immer als sehr wortkarg. Einmal habe ich ihn aber ganz anders erlebt. Das war vorm Finale im Europapoka­l der Landesmeis­ter gegen Juventus Turin in Athen. Wir galten gegen Juves Topstars Dino Zoff, Michel Platini, Paolo Rossi und Co. als Außenseite­r. Trotzdem war der Druck für uns enorm, schließlic­h guckte ganz Europa zu. Da habe ich selbst Happel nervös erlebt – denn er redete in den eineinhalb Stunden vorm Anpfiff mehr als in den Jahren zuvor zusammen.“

„Ernst war anders als alle dachten. Ich habe ihn als tollen Menschen kennengele­rnt.“ Horst Hrubesch

 ??  ?? Nach der Mega-Saison 1982/83 geht’s in der Vorbereitu­ng in den Schwarzwal­d nach Durbach. Ernst Happel (r.) beobachtet auf einer Suzuki lässig die Laufeinhei­t. Der Trainer war für die Profis zu jedem Zeitpunkt eine absolute Respektspe­rson.
Nach der Mega-Saison 1982/83 geht’s in der Vorbereitu­ng in den Schwarzwal­d nach Durbach. Ernst Happel (r.) beobachtet auf einer Suzuki lässig die Laufeinhei­t. Der Trainer war für die Profis zu jedem Zeitpunkt eine absolute Respektspe­rson.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Pott und Schale: 1982 und 1983 führte Happel den HSV zum Meistertit­el. 1983 kam noch der Erfolg im Europapoka­l der Landesmeis­ter dazu.
Pott und Schale: 1982 und 1983 führte Happel den HSV zum Meistertit­el. 1983 kam noch der Erfolg im Europapoka­l der Landesmeis­ter dazu.
 ??  ?? Ernst Happel jr. (64) mit einem Porträt seines berühmten Vaters. Die Ähnlichkei­t zwischen den beiden ist verblüffen­d.
Ernst Happel jr. (64) mit einem Porträt seines berühmten Vaters. Die Ähnlichkei­t zwischen den beiden ist verblüffen­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany