6 Wege aus dem Stau
VERKEHR Maut, Umweltzone, Gratis-HVV: Maßnahmen gegen das Straßen-Chaos im MOPO-Check
Von Umweltzone bis Gratis-HVV: Was die drastischen Maßnahmen bringen könnten, wen sie besonders hart treffen würden. Der MOPO-Verkehrs-Check
Hamburgs Autofahrer sehen rot. Ständig kollabiert der Verkehr in der Stadt und auf den Autobahnen. Und es wird nicht besser: Laut ADAC soll die Hansestadt die nächsten zehn Jahre eine Staufalle bleiben (MOPO berichtete). Dabei gäbe es sechs Maßnahmen, die garantiert gegen den Dauerstau helfen könnten. Allerdings würden sie auch für mächtigen Ärger sorgen – und ihre Tücken liegen oftmals im Detail. Ein Diskussionsbeitrag.
➤ CITY-MAUT: Inzwischen gibt es in einigen europäischen Städten eine CityMaut: Mailand und Rom in Italien, Stockholm und Göte- borg in Schweden und Valletta auf Malta. In Stockholm stimmten die Einwohner 2006 darüber ab, ob sie dauerhaft eine Gebühr für Fahrten in die Innenstadt zahlen möchten. Eine Mehrheit von 53 Prozent stimmte dafür. Seitdem zahlen Autofahrer elf bis 35 schwedische Kronen (1 bis 3,65 Euro, je nach Tageszeit) für Fahrten in die City. Das bringt es: einiges! Eine Studie über die Langzeitwirkungen der Maut zeigt: Der Verkehr durch die Innenstadt ist dauerhaft um 22 Prozent zurückgegangen. Der Haken: Eine Maut trifft vor allem einkommensschwächere Personen. Gutsituierte Bürger fahren einfach weiter. ➤ UMWELTZONE: In etlichen deutschen Städten wie Berlin, Bremen und Hannover dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Diese Fahrzeuge müssen mit Plaketten auf der Windschutzscheibe gekennzeichnet sein (gelten in jeder deutschen Umweltzone und nicht nur in einer Stadt). Ohne Plakette oder Ausnahmegenehmigung zu fahren, kann teuer werden: Das Bußgeld für einen Verstoß liegt bei 80 Euro.
Das bringt es: In Hamburg sind insgesamt 761 573 Pkw zugelassen. Ziemlich genau die Hälfte davon erreicht laut Landesbetrieb Verkehr nur die Abgasnorm Euro 4 oder schlechter. Diese Fahrzeuge würden derzeit keine grüne Plakette bekommen und dürften nicht überall hinfahren. Folge: weniger Verkehr. Der Haken: Ungerecht für all diejenigen, die sich kein Auto mit besserer Abgasnorm leisten können – und trotzdem täglich darauf angewiesen sind. ➤ VIEL MEHR FAHRRADSPUREN:
Experten schätzen laut Umweltbundesamt, dass sich in Ballungsgebieten bis zu 30 Prozent der Pkw-Fahrten auf den Radverkehr verlagern ließen. Wenn das Angebot für die Radler stimmt. Auch Hamburg investiert bereits in die Velorouten.
Zwei Drittel des 280 Kilometer langen Netzes sind noch im Bau oder in den Planungen. Bis 2020 will die Stadt nahezu das gesamte Netz (Kosten: min. 100 Millionen Euro) ausgebaut haben. Hamburg möchte den Radverkehrsanteil bis Mitte 2025 von zuletzt zwölf auf rund 25 Prozent erhöhen. Neben den Velorouten wird auch das restliche Radnetz ausgebaut. In diesem Jahr sollen 50 Kilometer neu gebaut oder erneuert werden.
Das bringt es: Experte Carsten Willms vom ADAC hält den Ausbau für sinnvoll. In radlerfreundlichen Städten wie Münster liegt der Radverkehrsanteil bereits bei 38
Prozent. Der Haken: Will Hamburg diesen Wert erreichen, muss das Radnetz radikal ausgebaut werden. Das dauert viele Jahre. ➤ HÖHERE SPRITSTEUERN:
Deutschland gehört jetzt schon international zu den Ländern mit den höchsten Benzinpreisen. Dabei entfallen insgesamt etwa zwei Drittel des Benzinpreises auf Abgaben wie die Mehrwert-, Öko- und Energiesteuer. Wären weniger Autos unterwegs, wenn man noch höhere Spritsteuern verlangt? Das hält Carsten Willms für fraglich. „Die Benzinpreise lagen bereits über 1,60 Euro – und es wurde kaum weniger gefahren.“
Das bringt es: Laut VerkehrsExperte müssten die Preise drastisch steigen, also auf mehr als zwei Euro, damit das spürbare Auswirkungen auf den Verkehr hat.
Der Haken: Autofahren als Luxus für Besserverdiener. Gerecht ist das nicht ... Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter.