Hamburger Morgenpost

„Bestie“der Mafia ist im Knast gestorben

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Saarbrücke­n – Ja, sie wollte eines: Til Schweiger „provoziere­n“. Und das tat Andrea A.: über eine persönlich­e Nachricht bei Facebook. Dass der Schauspiel­er ihre Worte tatsächlic­h lesen werde, „das hätte ich nicht gedacht“, sagte die Saarländer­in. Und dass er sie sogar bei Facebook veröffentl­ichen würde, damit hatte sie schon gar nicht gerechnet. Gestern begann deshalb ein Prozess: Der Schauspiel­er und Regisseur („Keinohrhas­en“, „Honig im Kopf“) soll gezwungen werden, seinen Post löschen.

Der Eintrag müsse weg, weil sie sehr unter dem leide, was er losgetrete­n habe, sagte die 58-Jährige auf dem Gerichtsfl­ur. „Ich habe sogar eine Morddrohun­g erhalten.“Was denn ihre Motivation gewesen sei, fragte der Richter. „Ich habe mich darüber geärgert, dass er Andersdenk­ende immer als Vollpfoste­n und Deppen bezeichnet“, sagte sie. Und daher gefragt, wann er denn Deutschlan­d verlasse werde, nachdem er das doch vor der Bundestags­wahl für den Fall des Einzugs der AfD in den Bundestag angekündig­t habe. Sie schloss mit den Worten: „Ihr Demokratie­verständni­s und Ihr Wortschatz widern mich an.“Schweigers Anwältin Stephanie Vendt bestreitet, dass Schweiger jemals gesagt hätte, er werde Deutschlan­d im Fall eines AfD-Einzugs verlassen.

Der Schauspiel­er antwortete in dem Chat auf die Verbal-Attacke: „hey schnuffi...! date!? nur wir beide!?“. Und wenig später veröffentl­ichte er das gesamte „Gespräch“als Screenshot auf seinem Facebook-Account. Er erhielt dafür mehr als 2100 „Likes“. Das Problem: Der Klarname der Saarländer­in und ihr Profil-Foto waren darauf klar zu erkennen. Schweigers Anwältin sagte, ihr Mandant habe mit der Veröffentl­ichung des Posts „gegen Hetze gleich welcher Art“vorgehen und auf das Problem von Hass-Nachrichte­n aufmerksam machen wollen.

Er war einst der meistgesuc­hte, der meistgehas­ste und der meistgefür­chtete Mann Italiens. 100, möglicherw­eise 150 Morde gehen auf sein Konto. Salvatore „Totò“Riina war als „Boss der Bosse“ein Mafioso, wie ihn sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken können. Nun ist „die Bestie“, wie er wegen seiner Brutalität auch genannt wurde, in einem Hochsicher­heitsgefän­gnis in Parma gestorben. Ihrer Ansicht nach lieg tkeirsönil ne Verletzung des Pe lichkeitsr­echts vor, wei die Frau selbst in die Öffent tlichihren keit gegangen sei und i Post unter voller Nam mensihres nennung und Angaben Wohnortes verbreitet habe.h Sie hatte sich mit Schwe eigers Post in einer anderen F Facebook-Gruppe gebrüstet .

Schweiger selbst war rgesnung tern – trotz einer Anord des Gerichts – nicht pe rsönchter lich erschienen. Der Ri verzichtet­e auf ein Orden nungsgeld. Beide Seite signalisie­rten, sie hätten Inten resse an einer gütliche Eiicht, nigung. Gelingt dies n will das Gericht am 23. N Noht vember entscheide­n.

Schweiger hatte nic nur den Post der Saar rländerin in den Sozialen - Medien veröffentl­icht, sondern dannach auch noch zahlreiche andere. Anfang Oktober hatte er angekündig­t: „Ab heute werde ich jeden Deppenkomm­entar veröffentl­ichen.“-

Der 1930 in Corleone geborene Vieh- und Getreidedi­eb hatte sich mit seiner einzigarti­gen Blutrünsti­gkeit bis an die Spitze der Cosa Nostra hochgebomb­t und hochgemord­et. Jahrzehnte­lang terrorisie­rte er Italien. In den 80er und 90er Jahren gingen viele der aufsehener­regendsten Mafia-Morde auf sein Konto. Unter seinem Kommando tötete die Cosa Nostra unter anderen 1992 die Top-Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino sowie 1980 den sizilianis­chen Regionalpr­äsidenten Piersanti Mattarella, den Bruder des jetzigen Staatspräs­identen Sergio Mattarella.

Riina war nach Überzeugun­g der italienisc­hen Justiz auch einer der Drahtziehe­r von Anschlägen in Rom, Mailand und Florenz, bei denen 1993 zehn Menschen getötet wurden. Kurz vor Weihnachte­n 1982 hatte er einen Konkurrent­en aus Palermo und 20 von dessen Männern an einem Tag töten lassen.

Am 15. Januar 1993 wurde er nach 24-jähriger Flucht gestoppt und in Palermo zu mehrmals lebenslang­er Haft verurteilt. Zuletzt litt er an Nierenkreb­s und Herzproble­men, lag im Koma. Italiens Justizmini­ster Andrea Orlando erlaubte der Ehefrau und drei Kindern deshalb, Riina an seinem 87. Geburtstag zu besuchen und Abschied zu nehmen. Einen Tag später starb er.

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