Härtestes G20Urteil
Täter kleinlaut: „Ich schäme mich.“
Drei Jahre Haft für stundenlange Randale und Plünderungen in der Schanze: Ein 28-jähriger Schanzen-Bewohner hat sich das bisher härteste G20-Urteil eingefangen. Der Angeklagte gab sich im Prozess kleinlaut und bezeichnete sich als „politisch null interessiert“. Polizeivideos zeigen den gelernten Kaufmann, wie er bei dem marodierenden Mob in vorderster Front mitmischt.
Blütenweißes Hemd, akkurat ausrasierte Frisur, zerknirschter Gesichtsausdruck: Ümüt Y. gab sich sichtlich Mühe, vor Gericht einen ordentlichen Eindruck zu machen. „Ich entschuldige mich für mein Handeln“, beginnt der gelernte Großund Außenhandelskaufmann sein Geständnis, „ich weiß nicht, was mich geritten hat. Man lernt ja schon von klein auf, dass man nicht mit Gegenständen schmeißt.“
In der U-Haft habe er „viel nachgedacht“: „Was ich gemacht habe, darf man nicht mit Polizeibeamten machen. Die sind dazu da, uns zu beschützen.“Das betont bescheidene Auftreten des vorbestraften Angeklagten steht in krassem Gegensatz zu den Polizeivideos, die kurz darauf über die Wand des Gerichtssaals flimmern. Dort ist zu sehen, wie Ümüt Y. am 7. Juli von 20.15 Uhr bis nach Mitternacht immer wieder als aggressiver Steineschmeißer gefilmt wurde, wie er Barrikaden mit errichtete. Acht Straftaten umfasst die Anklage. Überwachungskameras von Rewe und Budni zeichneten auf, wie in jener Nacht ein tobender Mob die Einrichtung binnen Momenten verwüstete. Die Videos sind verstörend in ihrer ungehemmten Gewalttätigkeit. Immer vornweg dabei: Ümüt Y., unvermummt und dank seiner prägnanten Frisur gut zu erkennen.
„Die Bilder von den Plünderungen lassen einen ratlos zurück“, stellt der Staatsanwalt fest. „Ich schäme mich“, sagt Ümüt. Y. Amtsrichterin Sylvia Gottschalk nennt das Geschehen „Terror“: „Da wurde Angst und Schrecken verbereitet.“Dann wendet sie sich direkt an den Angeklagten: „Ganz normale Bürger werden durch Leute wie Sie davon abgehalten, zu Demonstrationen zu gehen.“
Wegen schweren Landfriedensbruchs muss der Randalierer nun für drei Jahre in Haft – nur fünf Monate länger als ein junger G20Protestler (21) aus den Niederlanden, der vor einigen Wochen zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt wurde. Ohne Vorstrafen und für zwei Flaschenwürfe.
Ich entschuldige mich. Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Angeklagter Ümüt Y.