Der Sanierer soll neuer Boss werden
FRANK WETTSTEIN soll den HSV aus der Schuldenhölle und der Abhängigkeit von Investor Kühne führen. Gelingt ihm das, hat der 44-Jährige gute Chancen, Vorstands-Boss Bruchhagen zu beerben
Der HSV bleibt ein Sanierungsfall! Für das abgelaufene Geschäftsjahr hat der Klub ein dunkelrotes Minus von 13,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Dennoch zeigt sich Finanz-Vorstand Frank Wettstein (44) mit den Fortschritten der Konsolidierung zufrieden. Und es gibt einen Geheimplan mit dem Sanierer: Der 44Jährige soll nach MOPOInformationen VorstandsBoss Heribert Bruchhagen (69) beerben.
„Das Jahresergebnis isoliert betrachtet ist auf keinen Fall zufriedenstellend“, sagte Wettstein gestern und erklärte, dass „kein Klub und keine Organisation sich eine solche Verlusthistorie auf Dauer leisten kann“.
Doch trotz des siebten Jahresfehlbetrags in Folge und einem Höchststand der Verbindlichkeiten von satten 105,5 Millionen Euro kann Wettstein mit dem Prozess der Restrukturierung gut leben. Der 44-Jährige verwies auf die gestiegene Liquidität (von 1,3 Millionen Euro auf 7,7 Millionen Euro) sowie das gestiegene Eigenkapital von 42,4 Millionen Euro.
Der ausbleibende sportliche Erfolg, nicht eingeplante Transferaktivitäten und die Kosten des Trainerwechsels von Bruno Labbadia zu Markus Gisdol wirkten sich laut Wettstein negativ auf die Zahlen aus. Aus dem Jahresabschlussbericht wird zudem sichtbar, dass die Rothosen 52,6 Millionen Euro für Verstärkungen des Spielerkaders ausgaben.
Investor Klaus-Michael Kühne spielte dabei eine wichtige Rolle. Teile der Zahlungen des Milliardärs muss der HSV nur bei Erreichen hochgesteckter Ziele wieder begleichen. Kühne „schenkt“seinem Herzensverein das Geld, da die dauerhafte Teilnahme am Europapokal mehr als unrealistisch ist. Ohne einen Forderungsverzicht von 22,3 Millionen Euro läge der Jahresfehlbetrag nicht bei 13,4 Millionen Euro, sondern bei 35,7 Millionen Euro. Kein Wunder, dass Wettstein ein Kühne-Fan ist…
„Für das Engagement von Herrn Kühne ist festzuhalten, dass er uns eben an verschiedenen Stellen hilft. Herr Kühne ist mit rund 20 Prozent der Anteile nach dem HSV e.V. der größte Einzelaktionär der HSV Fußball AG“, sagte Wettstein und fügte an: „Ich glaube, dass es viele Klubs gibt, die uns um einen Gönner wie Herrn Kühne beneiden“. Finanziell betrachtet wohl wahr!
Dass der HSV-Investor aber auch ein Fan von Wettsteins Fähigkeiten ist, ist im Volkspark schon lange kein Geheimnis mehr. Der Finanz-Experte ist das Vorstandsmitglied, das (neben Aufsichtsrat Karl Gernandt) Kühne als Gesprächspartner dient und den Investor ins Geschehen einbindet.
Gernandt sagte einst: „Herr Kühne fühlt sich bestens informiert und hat großes Vertrauen zur Führungsmannschaft.“Und deshalb soll der gelernte Bankkaufmann, DiplomKaufmann, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer schon bald der neue starke Mann beim HSV werden.
Nach MOPO-Informationen wird von verschiedenen Führungsgremien daran gearbeitet, dass Wettstein den Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen beerben soll. Der Vertrag des 69-Jährigen läuft ohnehin im Sommer 2018 aus. Bruchhagen verfügt über eine einseitige Option, um den Kontrakt für ein weiteres Jahr zu verlängern. Ob er sie zieht?
Im Aufsichtsrat hat sich bereits eine Mehrheit gebildet, die Wettstein als fähigen Denker und Lenker des Liga-Dinos ansieht. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der schon jetzt wichtigste Mann im Volkspark als neuer Vorstandsvorsitzender des Liga-Dinos auf den Thron gehoben wird.