Die Tricks der ezirksosse
Karten-Kungelei immer dreister:
Was für eine unglaubliche Kungelei im Bezirksamt Nord! Vor der Annahme der Rolling-Stones-Karten für das Stadtpark-Konzert hat Bezirks-Boss Harald Rösler ein Rechtsgutachten anfertigen lassen – praktischerweise von seinem Stellvertreter Tom Oelrichs. Der bescheinigte, dass alles in bester Ordnung sei, und nahm selbst drei Karten an.
„Wir sind sehr betroffen von diesem Vorwurf und haben den festen Glauben, dass nach Abschluss der Ermittlungen der Vorwurf entkräftet sein wird.“Dies erklärte der stellvertretende Bezirksamtsleiter Tom Oelrichs nach der Razzia in seinem Amt vor wenigen Tagen.
Dass der Verwaltungsdezernent „betroffen“ist, darf man getrost glauben. Er selbst hatte nämlich in einem „Rechtsgutachten“bescheinigt, dass die Annahme von Freikarten in Ordnung sei. Damit bescheinigte er also auch sich selbst, dass man die Freikarten der Stones getrost annehmen darf – und bekam selbst drei Karten von seinem Chef Harald Rösler!
Besonders pikant bei diesem Vorgang: Wenn jemand im Bezirksamt Nord bescheinigen könnte, ob ein Vorgang juristisch korrekt ist, dann wohl der Leiter des Rechtsamts, Matthias Dummer. Der gilt als extrem korrekt und ist außerdem Korruptionsbeauftragter des Amtes. Es drängt sich die Vermutung auf, dass man den Juristen gewollt umgehen wollte, weil er vielleicht sonst als „Spielverderber“die schöne Sause der Bezirksamtsleute beim legendären Stones-Konzert im September verhindert hätte.
„Bestechlichkeit“lautet nun der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen Harald Rösler und 41 Behörden-Mitarbeiter, die Karten angenommen haben. Jede Karte hatte einen Schwarzmarktwert von mehreren Hundert Euro. Der Straftatbestand (§332StGB) deutet aber nicht nur darauf hin, dass die Beamten und Angestellten etwas angenommen, sondern er impliziert auch, dass sie dafür eine Gegenleistung erbracht haben. War das die ungewöhnliche und erstmalige Genehmigung des Freiluftkonzerts mit 82000 Besuchern im Stadtpark, der seit 1981 als „Kulturdenkmal“besonders geschützt ist?
Weder Harald Rösler noch sein Stellvertreter Tom Oelrichs wollten sich gestern zu den Vorwürfen äußern.