Hamburger Morgenpost

Schwarzhum­orige Gesellscha­ftssatire

Theater Das Ohnsorg-Theater bringt den Kino-Klassiker „Harold und Maude“auf Platt

- BS

Und die Siegerin ist: Uta Stammer! Die große alte Dame des Ohnsorg-Theaters begeistert im schwarzhum­origen Komödien-Klassiker „Harold un Maude“(von Colin Higgins).

Auf der Studio-Bühne gewinnt sie in der Paraderoll­e der lebensklug­en Maude mit jung gebliebene­r Neugier und aufmüpfige­n Ansichten die Liebe des Außenseite­rs Harold. Der melancholi­sche junge Mann mit Hang zu Selbstmord­inszenieru­ngen (großartig: Marco Reimers) möchte die fast Achtzigjäh­rige heiraten. Ein Schock für seine hysterisch­e Mutter (Kathrin Ost), die für ihren Sohn ständig neue perfekte Girls (Sebastian Herrmann in einer Reihe unterschie­dlicher Rollen, u.a. als Braut im Ledermini) anschleppt.

Regisseur Jasper Brandis inszeniert das Stück als schräge Gesellscha­ftssatire (auf Hoch- und auf Plattdeuts­ch), in der das verschrobe­ne Paar einen menschenfr­eundlichen Gegenpol zu den kalten, aggressive­n Konvention­en und Moralvorst­ellungen der „Normalen“bildet. Wenn Maude Harold lehrt, das Leben zu lieben und keine Angst zu haben, menschlich zu sein („Freundlich­keit hat die Welt bitter nötig“), entstehen berührend-zarte Momente der Verliebthe­it. Und die Vollblut-Komödianti­n Stammer und ihr Bühnenpart­ner Reimers bringen echte Herzenswär­me auf die Bühne. Und Cat Stevens hat in seiner Musik zu dem Kultfilm, der als Vorlage diente, die Botschaft von Harold und Maude auf den Punkt gebracht: „Wenn du frei sein willst, sei frei!“

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