Hamburger Morgenpost

Fiete, bleib beim HSV!

Was er Arp rät:

- SIMON BRA SCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Tränen, Triumphe und Verletzung­en – hinter Albin Ekdal (28) liegen emotionale Wochen. Mit Schweden hat er sich auf dem Weg zur WM gegen Italien durchgeset­zt, beim HSV kämpft er gegen den Ruf als Dauerpatie­nt. In der MOPO spricht er über alles – auch seine besondere Verbindung zu Fiete Arp. MOPO: Herr Ekdal, können Sie in Hamburg eigentlich noch problemlos beim Italiener essen gehen? Albin Ekdal:

Ich gehe jede Woche in ein italienisc­hes Restaurant. Da gibt es auch keine Probleme. Ich glaube, die Italiener sind eher sauer auf ihre Spieler als auf uns Schweden. In Italien ist es ein großer Skandal, dass sie es nicht zur WM geschafft haben. Ein Problem mit uns Schweden haben sie aber nicht. Sie waren beim entscheide­nden Spiel in Mailand verletzt und nur Zuschauer. Wie haben Sie den Moment erlebt, als sich Schweden für die WM qualifizie­rt hat? Ich habe die ersten 80 Minuten von der Tribüne aus verfolgt. Da war ich sehr nervös. Die letzten zehn Minuten stand ich hinter der Bank. Als das Spiel vorbei war, konnte ich das alles erst gar nicht begreifen. Es gab so viele Emotionen. Ein tolles Gefühl. Vielleicht war es der beste Fußballmom­ent in meiner Karriere. Bei Italiens Torhüter Gigi Buf on gab es auf der anderen Seite Tränen. Hat man da auch Mitleid? Ja. Gerade bei Gigi Buffon. Er ist ein Top-Spieler und ein toller Mensch. Ich habe ihn zu meiner Zeit bei Juve kennengele­rnt, als ich gerade 18 Jahre alt war. Er hat viel mit mir gesprochen und mir geholfen. Es tat weh, ihn nach dem Spiel weinen zu sehen. Bei der WM 2018 tref en Sie auf Deutschlan­d. Wie hat Ihnen die Auslosung gefallen? Vor der Auslosung hatte ich gehofft: Bitte nicht Deutschlan­d und nicht Spanien! Wir haben irgendwie nicht so viel Glück mit Auslosunge­n. Schon in der Qualifikat­ion hatten wir Frankreich und Holland in der Gruppe, in den Playoffs dann Italien. Nun treffen wir bei der WM auf Deutschlan­d. Natürlich sind sie der Favorit auf den Gruppensie­g und wahrschein­lich auch auf die WM. Angst haben wir aber keine. Wir haben gegen andere große Mannschaft­en schon gut gespielt. Wir hoffen, das können wir noch mal machen. Die richtige Form für die WM sollen Sie sich beim HSV in der Bundesliga holen. Die letzten drei Spiele haben Sie verletzt verpasst. Sind Sie am Wochenende gegen Wolfsburg wieder dabei? Ich weiß es noch nicht. Ich erhöhe gerade jeden Tag im Training die Belastung. Vielleicht reicht es für den Kader. Ich hoffe, dass ich schnell wieder spielen und der Mannschaft helfen kann. Es ist grundsätzl­ich schwer, wenn ich drei Spiele mache und dann kommt die nächste kleine Verletzung. So kommt man schwer in den richtigen Rhythmus. Jeder Spieler braucht über mehrere Monate Kontinuitä­t. Nur so kommt man auf 100 Prozent. Das war bislang vielleicht mein Problem in meiner ganzen Zeit in Hamburg. Nervt es Sie, dass bei Ihnen immer wieder die vielen Verletzung­en in den Vordergrun­d gestellt werden? Das ist normal. Es ist natürlich nicht optimal für mich und für den HSV, wenn ein Spieler zwei, drei Spiele macht und dann fällt er wieder aus. Ich hoffe, ich kann jetzt für längere Zeit gesund bleiben. Ich möchte etwas zurückgebe­n und viele Spiele am Stück machen. Damit ich das schaffe, arbeite ich jeden Tag hart. Zuletzt gab es Gerüchte, dass Sporting Lissabon Sie im Winter ver- pflichten will. Was sagen Sie dazu? Ich habe das auch gelesen, aber ich habe mit niemanden aus Portugal gesprochen. Das war nur ein Gerücht. Ich bin gerne beim HSV, ich bin gerne in Hamburg, auch meine Verlobte ist sehr glücklich hier. Es gibt keinen Plan, den Verein zu wechseln. Sehr viel gesprochen wird in Hamburg gerade über das 17-jährige Juwel Fiete Arp. Sie waren als Jugendlich­er in einer ähnlichen Situation. Das ist richtig. Ich war als 15Jähriger bei Manchester United, ein Jahr später bei Chelsea, aber nur für eine Woche. Morgens war Training und danach war ich immer alleine. Das war für meinen Kopf nicht gut. Deswegen habe ich damals gesagt, dass ich meinen Verein in Schweden erst mal nicht in dem Alter verlassen will. Was können Sie Fiete raten?

Der Kopf ist entscheide­nd. Du musst wissen, wenn du wechselst, wirst du vielleicht viel alleine sein und du wirst wohl nicht mehr zu den besten Spielern im Verein gehören. Als Talent deines Vereins hast du immer ein besonderes Standing. Das ändert sich, wenn du zu einem anderen großen Verein wechselst. Die Gefahr ist da, dass du dir dann viele Gedanken machst und auf örst hart zu arbeiten. Bei Fiete mache ich mir da aber keine Sorgen! Für ihn ist wichtig, dass er jetzt erst mal hart weiterarbe­itet. Er darf nicht zufrieden sein, weil er spielt und auch schon getroffen hat. Es ist ein langer Weg nach ganz oben. Also ist der HSV für ihn die beste Schule?

Die beste Schule ist, wenn du viel spielst. Und das nicht in der zweiten Mannschaft, sondern in der ersten Liga. Er hat ein großes Potenzial. Aber das ist manchmal nicht genug. Du brauchst deinen Kopf und du brauchst Leute um dich herum, die dich unterstütz­en und pushen.

 ??  ?? Albin Ekdal mischt nach einer Faszienver­letzung im Oberschenk­el seit gestern wieder im Teamtraini­ng mit. Hier gewinnt der Schwede das Duell mit SturmJuwel Fiete Arp (r.).
Albin Ekdal mischt nach einer Faszienver­letzung im Oberschenk­el seit gestern wieder im Teamtraini­ng mit. Hier gewinnt der Schwede das Duell mit SturmJuwel Fiete Arp (r.).
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 ??  ?? Geschaff ! Mit dem schwedisch­en Nationalte­am qualifizie­rte sich HSV-Profi Albin Ekdal (rot eingekreis­t) für die WM 2018 in Russland.
Geschaff ! Mit dem schwedisch­en Nationalte­am qualifizie­rte sich HSV-Profi Albin Ekdal (rot eingekreis­t) für die WM 2018 in Russland.

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