Hamburger Morgenpost

Die Stadt spart die Betreuung kaputt

- Thomas Müller

Früher dachte ich, Lehrer haben’s gut: einen entspannte­n Job, 14 Wochen Urlaub im Jahr und eine gute Bezahlung. Heute weiß ich: Viele Pädagogen sind vollkommen überlastet. Seit vier Jahren bekomme ich das hautnah mit. Als Schulbegle­iter betreue ich Kinder mit sozial-emotionale­n Problemen wie ADHS oder Autismus. Oft können wir diese Betreuung nicht sicherstel­len – weil die Stadt das Budget nicht zur Verfügung stellt. Die regionalen Beratungs- und Bildungsze­ntren stufen den Betreuungs­bedarf der Kinder zwar richtig ein, müssen ihre Stundenbew­illigungen aber wegen fehlender Mittel ständig nach unten korrigiere­n. Kinder, die etwa eine Vollversor­gung benötigen, erhalten oft weniger Begleitstu­nden. Die restliche Zeit muss der Lehrer dann alleine übernehmen. Ein Unding! Der Fehler steckt im System. Die Betreuungs-Träger bekommen nur Geld, wenn sie ein Kind betreuen, das auch in der Schule ist. Ist es krank, im Urlaub oder auf Kur, gibt es kein Geld. Sprich: In den Klassen gibt es dann auch keinen Betreuer, der bei anderen, auffällige­n Kindern mithelfen kann. Eine Lösung wäre es, wenn die Stadt jeder einzelnen Schule ein Stundenkon­tingent für Schulbegle­iter zur Verfügung stellen würde. Das würde unsere Bezahlung – vor allem aber die Betreuung gewährleis­ten.

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