Darum mag die SPD Scholz nicht
WAHLSCHLAPPE Im Bund wird Olaf Scholz immer unbeliebter – doch woran liegt das bloß?
In Hamburg nennen sie ihn König Olaf – an Bürgermeister Scholz (SPD) führt kein Weg vorbei. Seit 2012 wurde er stets mit mehr als 94 Prozent zum Landeschef gewählt, die letzten beiden Bürgerschaftswahlen gewann er souverän. Im Bund sieht’s aber ganz anders aus – die Sozialdemokraten watschten Scholz jetzt bei der Wahl zum Partei-Vize regelrecht ab. Der Bürgermeister wird mehr und mehr zum Außenseiter.
Nur 59,2 Prozent der Delegierten wählten Scholz zum Parteivize – das schlechteste Resultat aller stellvertretenden Parteichefs (MOPO berichtete). „Unbeliebter als Ralf Stegner (61,6 Prozent, Anm. d. Red.), das muss man erst mal schaffen“, frotzelte Hamburgs CDU-Fraktionschef André Trepoll.
Schon 2013 hatte Scholz mit 67,3 Prozent das schlechteste Ergebnis aller Stellvertreter erzielt, 2015 holte er mit 80,2 Prozent das zweitschlechteste Resultat. Für Parteifreund Johannes Kahrs keine Überraschung: „Scholz ist jemand, der immer klare Ansagen macht, sehr pragmatisch ist und auch Unangenehmes mal ausspricht. Das verstehen viele, das mag jedoch auch nicht jeder“, so der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Mitte.
In der Tat hat Scholz nach dem historischen Bundestagswahl-Debakel mit nur 20,5 Prozent den Finger sofort in die Wunde gelegt, einen Umbruch gefordert – und mehrfach Kanzlerkandidat Martin Schulz kritisiert. „Es gibt in der SPD sicher
Leute, die ihm das übelgenommen und sich mit der Wahl jetzt gerächt haben“, heißt es von einem anderen Abgeordneten, der nicht genannt werden will.
Auch mit einem Job innerhalb der SPD hat sich Scholz offenbar keine Freunde gemacht: „Er ist Vorsitzender der Antragskommission. Wenn Sie das sind, müssen Sie viele Anträge auf das Machbare zusammenbringen und in Leitanträge pressen, wo dann viel über Bord geht. Das gibt viel Frust“, so Kahrs.
Aus SPD-Kreisen heißt es, dass der Parteitag emotional geladen war – und Redner mit gefühlvollen Ansprachen bei den Delegierten punkten konnten. Für den Bürgermeister ein klarer Nachteil: „Bei all den Stärken, die Scholz hat, emotionale Ansprachen gehören nicht dazu“, so ein Delegierter. Anders sei das etwa bei Martin Schulz, der – obwohl er die SPD in die Krise geführt hat – mit 81,9 Prozent erneut zum Parteichef gewählt wurde. Scholz’ Handicap ist auch sein eigener Landesverband. Der ist im Bundesvergleich recht klein, stellt also weniger Delegierte als andere Länder. „Die Unterstützung aus den eigenen Reihen ist überschaubar“, so ein Abgeordneter.